Suchttherapie 2009; 10 - PO68
DOI: 10.1055/s-0029-1240496

Wann ist eine stationäre Langzeittherapie bei Cannabisstörungen indiziert – die stationäre Behandlung der Abhängigkeit von Cannabis in der Reha-Klinik Glöcklehof

G Eckstein 1
  • 1Rehaklinik Glöcklehof, Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen, Schluchsee

Cannabisabhängigkeit mit gravierenden sozialen, psychischen und gesundheitlichen Problemen hat in den letzen 15 Jahren EU-weit deutlich zugenommen und macht inzwischen die drittgrößte Problemgruppe in der ambulanten Suchthilfe aus. Während in den letzten drei Jahrzehnten für Alkohol-, Opiat- und Nikotinabhängigkeit eine Vielzahl von psychologischen und pharmakologischen Behandlungsprogrammen entwickelt und erprobt wurde, liegen inzwischen in der Bundesrepublik auch erste Erfahrungen mit unterschiedlichen Behandlungsansätzen der Cannabis-Abhängigkeit vor. Die Reha-Klinik Glöcklehof (Schluchsee) integriert seit 2 Jahren in einer speziellen Abteilung die stationäre Behandlung von Cannabis-Abhängigen in das Behandlungssetting der Medizinischen Rehabilitation.

Aufgenommen wurden zur Behandlung inzwischen 86 männliche und weibliche Patienten vom 18. bis 30. Lebensjahr. Es handelt sich um Patienten und Patientinnen mit einer vorrangigen Abhängigkeit von Cannabis, verbunden mit einem missbräuchlichen und abhängigen Konsum von sog. Partydrogen und Alkohol. Die Behandlung einer Opiatabhängigkeit wird nicht durchgeführt.

Es wird überprüft, inwieweit die Ressourcen und Strukturen der Medizinischen Rehabilitation für die besonderen Bedürfnissen der Behandlung dieser Zielgruppe nutzbar gemacht werden. Insbesondere die vielfältigen sozialen, psychischen und körperlichen Probleme erfordern eine intensive psychiatrische Behandlung. Die umfassenden Ergo- und Arbeitstherapeutische Maßnahmen der Reha-Klinik unterstützen das (Wieder-)heranführen und die Integration in Ausbildung und Beruf. Spezielle Familientherapeutische Prozesse ergänzen das Therapieprogramm, sie haben das Ziel, die gestörten Beziehungen zur Familie zu klären und Schritte in die Selbständigkeit zu begleiten. Altersentsprechende Sport- und Freizeitprogramme u.a. aus der Erlebnispädagogik entsprechen den Wünschen und Zielen der Patienten und Patientinnen.