Suchttherapie 2009; 10 - PO73
DOI: 10.1055/s-0029-1240501

Craving – dem Verlangen nach Cannabis auf der Spur

A Pixa 1, E Hoch 1, K Dittmer 1, A Rühlmann 1, G Bühringer 1, HU Wittchen 1
  • 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie Technische Universität Dresden, Dresden

Ziele/Fragestellung:

Craving – starkes dranghaftes Verlangen nach Cannabis als eines der klinisch relevanten Kriterien des Abhängigkeitssyndroms (F12.2) wurde bisher kaum systematisch im Rahmen von Therapiestudien untersucht. Während für die meisten anderen legalen und illegalen Drogen Craving und dessen Ausprägung, Verlauf und Funktion als Prädiktor thematisiert wurde, ist bei Cannabis die Datenlage defizitär. Dem erheblichen Wissensdefizit soll folgende Untersuchung entgegen wirken. Wie erleben Patienten Craving? Wie verändert sich Craving über den Therapieverlauf?

Methodisches Vorgehen:

Zur Erfassung von Craving wurden die 12 Items des MCQ–12 (Marijuana Craving Questionnaire, Heishman et al., 2001) ins Deutsche übersetzt. Im Rahmen der 2007–2009 durchgeführten multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie „Implementierung der gezielten Therapie für Cannabisstörungen ‘CANDIS’ in das ambulante deutsche Suchthilfesystem“ wurde dieser N=320 Probanden mit problematischem Cannabiskonsum (>=16J.), in 11 Suchthilfeeinrichtungen in Deutschland im Verlauf der 10 Therapiesitzungen sowie drei und sechs Monate nach der Therapie vorgegeben.

Ergebnisse:

Es berichten von den N=231 Probanden, die die Therapie begonnen haben, über den gesamten Therapieverlauf 89% von starkem Craving. Im Verlauf der 10 Therapiesitzungen nimmt die Intensität von Craving zunächst zu und gegen Ende der Therapie signifikant ab.

Schlussfolgerung:

In vorliegender Untersuchung konnte gezeigt werden, dass ein nicht unerheblicher Anteil an Patienten im Verlauf einer gezielten Therapie für Cannabisstörungen starkes Craving erleben und dass das Verlangen nach Cannabis sich im Verlauf verändert. Die Entstehung und Bewältigung von Craving sollte als ein relevantes Therapiethema betrachtet werden und in weiteren Studien als möglicher negativer Prädiktor für Therapieerfolg sowie dessen Funktion im Rückfallgeschehen untersucht werden (Hoch et al., eingereicht).

Literatur: Heishman SJ, Singleton EG, Liguori A (2001): Marijuana Craving Questionnaire: development and initial validation of a self-report instrument. Addiction 96, 1023-1034 Hoch E, Noack R, Henker J, Rohrbache H, Pixa A, Höfler M, Bühringer G, Wittchen H-U (eingereicht): Efficacy of a Cognitive-Behavioral Treatment Program for Cannabis Use Disorders (CANDIS). Drug And Alcohol Dependence