Zusammenfassung
Gelegentlich lohnt es sich, einige Bezeichnungen nicht nur semantisch unter die Lupe
zu nehmen. In der Medizin werden die Wörter „Ausbildung“ für Studium und Studenten,
„Weiterbildung“ für werdende Fachärzte und „Fortbildung“ für alle Ärzte, vornehmlich
jedoch für Fachärzte verwendet. Hinter den genannten Begriffen verbirgt sich jeweils
ein Wandel, der nicht nur als fortschrittlich und positiv bezeichnet werden kann.
Die Weiterbildung in Gynäkologie und Geburtshilfe ist in den letzten Jahren durch
ausufernde Bürokratie und Arbeitszeitgesetz quantitativ und naturgemäß qualitativ
reduziert worden. Die Weiterbildungsordnung entspricht mittlerweile einem „Facharzt
light“, da nur noch wenig Operationen und Geburten pflichtgemäß durchgeführt werden
müssen. Gleichzeitig steigt das Angebot externer Fortbildungen, die jedes Wochenende
mehrfach und praktisch überall stattfinden. Es scheint eine Korrelation zwischen sich
verschlechternder Weiterbildung und Zunahme des Fortbildungsangebots zu geben, obwohl
Wochenendkurse die ärztliche Weiterbildung mitnichten ersetzen können. Die Klinikchefs
sind aufgerufen, in erster Linie in den eigenen Kliniken die Weiterbildung auch gegen
administrative und ökonomisch motivierte Widerstände zu verbessern. Fortbildungen
sind oft Werbemaßnahmen einzelner Personen, Kliniken und/oder der Industrie, die fast
immer als Finanzierer auftritt. Der Bestand und die Art der Fortbildungen werden gegenwärtig
dem Markt überlassen, die Folge ist ein Fortbildungschaos. Dabei gibt es einige Veranstaltungen,
die innovative und nachhaltige Konzepte verfolgen und von der Deutschen Gesellschaft
für Gynäkologie und Geburtshilfe in ein noch zu erstellendes Gesamtkonzept integriert
werden könnten. Die Verbesserung der Weiterbildung und die Strukturierung der Fortbildungen
stellen wichtige Voraussetzungen dar, das Fachwissen der Frauenärzte im Sinne einer
„Continuous Medical Education“ voranzutreiben und die Attraktivität unseres Faches
zu erhöhen.
Abstract
In Germany medical training, residency programs and postgraduate training have undergone
many, mainly detrimental, changes in the last decade. Young physicians spend at least
30 % of their working hours on bureaucratic tasks in the front of a computer. Working
hours have been reduced following a new European law and all physicians have to leave
the hospital in the morning after being on call. Accordingly, the curriculum for obstetrics
and gynecology training has been changed, resulting in a greatly pared down curriculum
prior to board certification. At the same time, the number of external training courses
has increased tremendously. There seems to be a significant correlation between the
deterioration of physicians' in-hospital training and the training activities offered
outside regular residency programs. However, nobody can seriously argue that weekend
courses and seminars are capable of replacing day-to-day medical experience. Leading
physicians need to try hard to improve residency programs by supporting and improving
their own teaching programs even if they encounter resistance, mostly based on economic
arguments. Training courses are held every week, all over the country, some of them
of a high standard. The good news and the bad news are that everyone and anyone can
organize and carry out training courses. There are no defined training criteria; marketing
by clinics and industry is often disguised as training, and courses usually rely on
sponsoring by the pharmaceuticals and medical technology industry. There is a clear
need to define a postgraduate curriculum to offer young physicians. The German Society
of Obstetrics and Gynecology needs to support all efforts to improve training programs
in hospitals and to integrate high quality training into the postgraduate curriculum.
An improved and standardized postgraduate medical training will improve the motivation
of young physicians and make our discipline more attractive.
Schlüsselwörter
Weiterbildung - medizinische Informationen - Fortbildungen - Bürokratie
Key words
continuous medical education (CME) - medical training - bureaucracy
Literatur
Prof. Dr. Dr. Serban-Dan Costa Direktor der Universitäts-Frauenklinik
Otto-von-Guericke-Universität
Gerhart-Hauptmann-Straße 35
39108 Magdeburg
Email: serban-dan.costa@med.ovgu.de