Z Gastroenterol 2009; 47 - P052
DOI: 10.1055/s-0029-1241303

Krankheitsspezifische und psychosoziale Probleme von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Ergebnisse eines ICF-orientierten Fragebogen-Surveys

J Hardt 1, C Muche-Borowski 1, S Conrad 1, 2, B Bokemeyer 3, H Raspe 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany
  • 2Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Bereich Evidenzbasierte Medizin und Leitlinien, Berlin, Germany
  • 3Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Minden, Minden, Germany

Einleitung: CED-Patienten erleben in ihrer Erkrankung Beeinträchtigungen ihrer körperlichen und psychischen Integrität, Aktivitäten und sozialen Teilhabe. Wir berichten aktuelle Daten eines Fragebogensurveys bei CED-Kranken im Vergleich zu Daten aus anderen CED-Studien und der Bevölkerung.

Methodik: Auf der Basis qualitativer Interviews und systematischer Literaturrecherchen wurde ein umfangreicher Patientenfragebogen entwickelt. Die Entwicklung orientierte sich an der International Classification of Functioning, Disability and Health [1]. Der Fragebogen umfasst national und international etablierte Fragen und Skalen (HADS [2] u.a.). In drei Regionen Deutschlands (Kiel/Lübeck, Halle (Saale), Regensburg) wurde 2005 ein postalischer Survey durchgeführt. Befragt wurden Morbus Crohn- und Colitis ulcerosa-Patienten (MC, CU) aus gastroenterologischen Praxen, Hochschulambulanzen und dem Mitgliederbestand der Betroffenenvereinigung DCCV.

Ergebnisse: Die Fragebögen wurden von 1083 CED-Patienten beantwortet (58% MC; 65% Frauen, Alter: 42±13 Jahre (MW±SD); Erkrankungsdauer: 13±9 Jahre (MW±SD)). 25% der CED-Patienten litten mindestens stark an der Erkrankung, ein Drittel gab starke Müdigkeit und Erschöpfung an, 52% fühlten sich stark von Stress beeinträchtigt. Eine klinisch relevante Angst oder Depressivität wiesen je 24% auf. Auffällig ist eine höhere Prävalenz der Depressivität bei männlichen CED-Patienten. Schwere Einschränkungen in verschiedenen Bereichen sozialer Teilhabe (v.a. Sexualität, Erholung/Freizeitgestaltung, soziale Aktivitäten) berichteten ein Viertel der Befragten.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Studie zeigen die multiplen und psychosozialen Beeinträchtigungen durch eine CED. Diesen Beeinträchtigungen kann nur eine wohnortnahe, krankheitsbegleitende, multi- und interdisziplinäre Versorgung gerecht werden. Weitere Analysen werden sich mit Präferenzen der Patienten, mit dem Profil der medizinischen Versorgung und dem Informationsbedarf von CED-Patienten befassen.

Literatur:

[1] World Health Organization. International classification of functioning, disability and health: ICF. Geneva: World Health Organization, 2001

[2] Herrmann C, Buss U, Snaith RP. HADS-D Hospital Anxiety and Depression Scale – Deutsche Version. Bern: Huber, 1995