Z Gastroenterol 2009; 47 - P055
DOI: 10.1055/s-0029-1241306

Identifikation klinischer Parameter im frühen Verlauf des Morbus Crohn als Prädiktoren eines ungünstigen Krankheitsverlaufes und der späteren Notwendigkeit einer immunsuppressiven Therapie

S Wenger 1, S Nikolaus 2, S Howaldt 3, B Bokemeyer 4, A Sturm 5, J Preiss 6, A Stallmach 1, C Schmidt 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Jena, Germany
  • 2Christian-Albrechts-Universität; Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Kiel, Germany
  • 3Gastroenterologie am Rothenbaum, Hamburg, Germany
  • 4Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Minden, Germany
  • 5Charite, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Innere Medizin, Berlin, Germany
  • 6Charite, Campus Benjamin Franklin, Medizinische Klinik I, Berlin, Germany

Einleitung: Der Morbus Crohn zeigt einen sehr variablen klinischen Verlauf von einer einzigen Episode bis hin zu einem schweren Krankheitsverlauf. Im frühen Krankheitsverlauf erhobene klinische Parameter, mit deren Hilfe Patienten mit einem chronischen Krankheitsverlauf frühzeitig identifiziert werden können, sind bisher nicht etabliert.

Methodik: Wir führten eine retrospektive Analyse an insgesamt 437M. Crohn-Patienten an 6 deutschen CED-Zentren durch. Die Daten wurden hinsichtlich frühzeitig vorhandener klinischer Parameter untersucht, um Patienten zu identifizieren, welche nachfolgend einen schweren Verlauf zeigen werden, der eine immunsuppressive Therapie erforderlich machen wird.

Ergebnis: Bei 300 Patienten (68,8%) erforderte der Verlauf des M. Crohn eine immunsuppressive Therapie. Mehrere klinische Parameter waren unterschiedlich häufig in den beiden Gruppen vorhanden. Patienten, welche Immunsuppressiva erhielten, waren signifikant jünger bei der Manifestation und bei Erstdiagnose und häufiger männlichen Geschlechts. Eine familiäre Häufung von CED war bei diesen Patienten signifikant häufiger. Sie zeigten öfter eine Manifestation im oberen GIT, perianal wie auch einen ileokolischen Befall. In dieser Gruppe waren traten neben Fieber auch abdominelle Resistenzen und extraintestinale Manifestationen an Gelenken und Haut im Krankheitsverlauf häufiger auf. Sie erhielten öfter eine systemische Steroidtherapie bei Diagnosestellung und im 1. Krankheitsschub und zeigten häufiger ein Nichtansprechen auf Steroide als Patienten ohne spätere immunsuppressive Behandlung. Weiterhin war bei diesen Patienten die Zeitdifferenz zwischen dem ersten steroidbehandelten Schub und dem darauffolgenden Schub signifikant kürzer. Patienten mit späterer immunsuppressiver Behandlung wiesen häufiger eine Anämie bei ED sowie eine Thrombozytose und erhöhte CRP-Werte im Krankheitsverlauf auf.

Schlussfolgerung: Basierend auf unserer großen Gruppe von M. Crohn-Patienten konnte anhand mehrerer klinischer Parameter, welche sowohl einfach als auch früh erhoben werden können, ein schwerer Krankheitsverlauf vorausgesagt werden. Derart identifizierte Patienten könnten von einer frühen immunsuppressiven Therapie profitieren, welche letztendlich den natürlichen Erkrankungsverlauf beeinflussen könnte.