DPO stimuliert Tumorwachstum und Angiogenese kolorektaler Lebermetastasen nach Leberresektion

Nach wie vor stellt die postoperative Leberinsuffizienz insbesondere nach ausgedehnten Leberresektionen (Phx) ein Problem dar. Klinisch wird deshalb EPO zur Förderung der Regeneration eingesetzt. Der Nutzen von EPO wird jedoch im Rahmen maligner Grunderkrankungen kontrovers diskutiert, da EPO zugeschrieben wird, das Wachstum von Tumoren/Mikrometastasen zu stimulieren. Aus diesem Grund haben wir in einem etablierten Mausmodell den Einfluss von DPO auf das Wachstum kolorektaler Lebermetastasen untersucht.

Methodik: BALB/c Mäusen wurden CT26.WT Kolonkarzinomzellen in die linke Leber injiziert und die Tiere in vier Gruppen randomisiert: Gr1: 10µg/kg KG DPO portalvenös (p.v.) (DPO;n=7), Gr2: PBS p.v. (Kontrolle; n=8), Gr3: 50%ige Leberresektion + PBS p.v. (Phx;n=7), Gr4: 50%ige Leberresektion + 10µg/kg KG DPO p.v. (Phx+DPO, n=7). Nach 7d wurde die Leber sowie der Tumor mittels Intravitalmikroskopie auf Tumorwachstum, Angiogenese und Leukozytenadhäsion untersucht.

Ergebnisse: Nach DPO Applikation zeigte sich eine leichte Stimulation des Tumorwachstums im Vergleich zu Gr2 (0,15±0,04 vs. 0,11±0,02mm³). Nach Phx kam es zu einer signifikanten Steigerung des Tumorwachstums im Vergleich zu Gr2 (0,22±0,01mm³), welches durch zusätzliche Gabe von DPO signifikant weiter verstärkt wurde (0,27±0,03mm³). DPO allein stimulierte signifikant die Angiogenese der Tumoren (Anzahl der drainierenden Venolen, erhöhte Kapillardichte und Kapillardurchmesser). Die Phx allein (Phx) steigerte im Vergleich zu Gr2 signifikant die Kapillardichte und die Vasodilatation der Tumoren. Dieser Effekt wurde durch DPO noch weiter signifikant verstärkt. Nach Phx zeigte sich eine signifikante Steigerung der Zahl adhärenter Leukozyten im Vergleich zu Gr2. DPO reduzierte die Leukozytenadhäsion sowohl bei nicht-resezierten als auch bei resezierten Tieren signifikant.

Zusammenfassung: DPO stimuliert das Wachstum kolorektaler Lebermetastasen insbesondere nach Phx. Dies ist vor allem auf eine Steigerung der Tumorangiogenese in der regenerierenden Leber zurückzuführen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Verwendung von EPO zur postoperativen Unterstützung der Leberregeneration bei Patienten mit Tumorerkrankungen nur mit äußerster Vorsicht eingesetzt werden sollte, um frühe Rezidive zu vermeiden.