Z Gastroenterol 2009; 47 - P169
DOI: 10.1055/s-0029-1241419

Veränderungen im neuronalen Netzwerk bei Triple A-Syndrom-assoziierter Achalasie: eine histopathologische Analyse

V Zimmer 1, JM Vanderwinden 2, M Strittmatter 3, MK Schilling 4, A Hübner 5, F Lammert 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
  • 2Universite Libre de Bruxelles, Laboratoire de Neurophysiologie, Brussels, Belgium
  • 3Klinikum Merzig, Abteilung für Neurologie, Merzig, Germany
  • 4Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg, Germany
  • 5Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany

Einführung: Das Allgrove- oder Triple A-Syndrom (MIM #231550) ist eine seltene autosomal-rezessive Erkrankung mit den Leitsymptomen Alakrimie, Achalasie und Nebenniereninsuffizienz sowie ggf. weiteren neurodegnerativen Symptomen („4A-Syndrom“). Als genetisches Substrat liegen Mutationen im AAAS-Gen zugrunde, das für ALADIN (alacrimia-achalasia-adrenal insufficiency neurological disorder) kodiert (Tullio-Pelet et al. Nat Genet 2000). ALALDIN ist Bestandteil des nukleären Porenkomplexes, so dass ein gestörter nukleozytoplasmatischer Transport als führendes ätiologisches Prinzip der Multisystemerkrankung diskutiert wird (Cronshaw et al. PNAS 2003). Über die pathophysiologischen Mechanismen und das histopathologisiche Substrat der meist früh auftretenden Achalasie ist wenig bekannt.

Ziel dieser Studie war die neuropathologische Analyse des unteren Ösophagusspinkters eines Patienten mit gesichertem Triple A-Syndrom.

Material und Methodik: Kardiomyektomie-Präparat (5×0,3cm). Routine-Histologie und spezialisierte Immunhistochemie mit folgenden Markern: panneuronal: PDG 9.5; nitrerge Neurotransmisssion: nNOS; glattmuskulär: SMA und HDAC8; interstitielle Cajal-Zellen: KIT; „fibroblast-like cells“ (FLC): SK3.

Ergebnisse: Die Routine-Histologie ergab regelrecht strukturierte glatte Muskulatur ohne relevante entzündliche Infiltrate. Bei fehlendem spezifischen Labelling für nNOS zeigt sich eine deutlich reduzierte PDG9.5-Markierung der Nervenfasern. Myenterische Neurone kamen nicht zur Darstellung. Als Positivkontrolle stellten sich die Nervenfasern im extramuralen Bindegewebe und Gefäßsystem unauffällig dar. Passend zum lichtmikroskopischen Bild zeigte sich eine deutliche Immunreaktivität der Muskelfasern für SMA und HDAC8. Ferner imponierten unauffällige spindelzellige KIT- und SK3-positive Zellen innerhalb der Muskelfasern und in deren Umgebung.

Schlussfolgerungen: Diese Befunde weisen auf quantitative und qualitative Alterationen des neuronalen Netzwerks als Substrat der Triple A-assoziierten Achalasie hin. Signifikante Veränderungen im glattmuskulären oder Cajalzell-Kompartiment konnten jedoch nicht nachgewiesen werden. Insgesamt sind die Befunde gut vereinbar mit der postulierten gewebsspezifischen primären Neurodegeneration beim Triple A-Syndrom.