Z Gastroenterol 2009; 47 - P183
DOI: 10.1055/s-0029-1241433

Sind bei Patienten mit Reizdarmsyndrom die rektale Sensitivität und Compliance assoziiert mit Geschlecht, Alter oder Body Mass Index?

V Andresen 1, A Sumenko 1, H Hohendorf 1, J Keller 1, P Layer 1
  • 1Israelitisches Krankenhaus, Medizinische Klinik, Hamburg, Germany

Einleitung: Bei Gesunden korreliert der Body Mass Index (BMI) mit reduzierter colonischer Compliance und Sensitivität (1). Beim Reizdarmsyndrom (RDS) scheint weibliches Geschlecht mit einer erhöhten Sensitivität assoziiert zu sein, aber Zusammenhänge mit dem BMI sind nicht untersucht.

Ziel: Bestimmung der rektalen Wahrnehmungsschwellen und rektalen Compliance bei Patienten mit RDS und Untersuchung möglicher Assoziationen mit BMI, Alter und Geschlecht.

Methodik: Bei 49 konsekutiven Patienten mit chronischen abdominellen Beschwerden und ohne Anhalt für eine zugrunde liegende strukturelle Erkrankung nach Anamnese, Labor und Endoskopie wurden rektale Barostat-Ballondistensionen mit stufenweiser Drucksteigerung von 0 bis 48mmHg appliziert. Die Patienten bewerteten jeden Stimulus graduell mit 0=“Keine Wahrnehmung“ bis hin zu 7=“Schmerz“ (=Schmerzschwelle). Rektale Compliance wurde ermittelt durch den Druck bei halbmaximalem Volumen, wobei ein höherer Druck für eine reduzierte Compliance spricht. Zusammenhänge zwischen den Faktoren wurden mit multiplen linearen Regressionsanalysen untersucht.

Ergebnisse: Höheres Alter und höherer BMI waren signifikant assoziiert mit einer reduzierten Compliance, während Geschlecht keinen Effekt hatte (p=0,01 für das ganze Modell; p=0,01 und p=0,04 jeweils für die Prädiktoren ‘Alter' und ‘BMI', R2=0,22). Demgegenüber waren reduzierte rektale Schmerzschwellen signifikant assoziiert mit jüngerem Alter und weiblichem Geschlecht (p=0,02 für das ganze Modell; p=0,05 und p=0,02 jeweils für die Prädiktoren ‘Alter' und ‘Geschlecht', R2=0,19), während BMI auf den Parameter keinen Effekt hatte.

Schlussfolgerung: Niedrigere rektale Compliance bei älteren und/oder übergewichtigen RDS-Patienten sind möglicherweise physiologisch erklärbar und wurden zum Teil auch bei Gesunden beobachtet. Hier sind offenbar keine krankheits-spezifischen Pathomechanismen involviert. Andererseits unterstützen unsere Ergebnisse die Beobachtung, dass weibliche und/oder jüngere RDS-Patienten signifikant niedrigere viscerale Schmerzschwellen haben im Vergleich zu männlichen und/oder älteren Patienten. Daher schlussfolgern wir, dass Geschlechts- und Alters-vermittelte Mechanismen zur Manifestierung von RDS-Symptomen beitragen.

Literatur:

[1] Delgado-Aros et al. AJP 2008;295:382–8