Z Gastroenterol 2009; 47 - P199
DOI: 10.1055/s-0029-1241449

In vivo konfokale Mini-Laparoskopie mit Nahezu-Infrarot-Licht: Eine neue Methode zur intravitalen Mikroskopie der menschlichen Leber

M Götz 1, I Deris 1, M Vieth 2, PR Galle 1, MF Neurath 1, R Kiesslich 1
  • 1Universitätsmedizin Mainz, I. Med. Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
  • 2Klinikum Bayreuth, Institut für Pathologie, Bayreuth, Germany

Einleitung: Die Biopsieentnahme ist derzeit Goldstandard zur Diagnostik von Lebererkrankungen, kann jedoch mit Blutung und sampling error assoziiert sein. Die konfokale Endomikroskopie ist eine neue Methode zur in vivo histologischen Untersuchung, die eine hochauflösende Darstellung der gastrointestinalen Mukosa erlaubt. Bisherige Anwendungen zur Visualisierung der menschlichen Leber waren aber durch die limitierte Eindringtiefe des blauen Laserlichts in das Leberparenchym eingeschränkt.

Ziele: Wir evaluierten eine neu entwickelte konfokale Sonde mit erhöhter Eindringtiefe zur intravitalen mikroskopischen Diagnose von Lebererkrankungen noch während der laufenden Mini-Laparoskopie.

Methodik: In eine starre Laparoskopiesonde (Durchmesser 6,35mm) wurde ein neu entwickelter konfokaler Scanner integriert, der Nahezu-Infrarot(NIR)-Licht verwendet. Als Fluoreszenzfarbstoff wurde Indocyaningrün (ICG) i.v. injiziert. Gezielte Leberbiopsien des konfokal untersuchten Areals wurden zur histologischen Korrelation entnommen.

Ergebnis: Die verbesserte Eindringtiefe (bis >350µm) des neuen konfokalen Systems erlaubte bei 22 Pat. mit unterschiedlichen Lebererkrankungen (44,3 Jahre (23–67); w:m=6:16; toxisch n=6, viral n=12, V.a. Fettleber n=4) die intravitale Darstellung typischer (sub-)zellulärer Merkmale der gesunden und kranken Leber (Hepatozyten, Gallengänge, Sinusoide und sogar Zellkerne sowie Fibrose und Steatose) in hoher Auflösung. Die konfokale Diagnose von Steatose und Fibrose korrelierte gut mit dem histologischen Befund (81%, bzw. 90%), und eine semiquantitative Analyse von Steatose und Fibrose war mit hoher Genauigkeit möglich.

Schlussfolgerung: Mit der neu entwickelten NIR-Laparoskopiesonde gelang erstmals eine in vivo Mikroskopie der menschlichen Leber durch die im Vergleich zum blauen Laserlicht höhere Eindringtiefe. Die konfokale Bildgebung mithilfe von ICG war sicher und stellte mit hoher Auflösung typische mikroskopische Aspekte von Lebererkrankungen noch während der laufenden Untersuchung dar. Die Verwendung von Licht mit höherer Eindringtiefe könnte auch im Bereich der flexiblen konfokalen Endomikroskopie zur in vivo Definition der Eindringtiefe von Läsionen des GI-Trakts hochrelevant sein.