Z Gastroenterol 2009; 47 - P201
DOI: 10.1055/s-0029-1241451

Einsatz der Singleballonenteroskopie zur ERCP bei postoperativ veränderter Anatomie

F Lenze 1, T Meister 1, E Rijcken 2, D Domagk 1, A Lügering 1, W Domschke 1, H Ullerich 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany
  • 2Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Germany

Einleitung: Die diagnostische und therapeutische ERCP bei postoperativ veränderter Anatomie ist häufig schwierig und in vielen Fällen aufgrund der limitierten Gerätelänge eines konventionellen Duodenoskopes bei endoskopisch nicht erreichbarer Papille/biliodigestiver Anastomose nicht erfolgreich. In retrospektiven Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die ERCP bei diesem Patientenkollektiv unter Verwendung der Doppelballonenteroskopie (DBE) oft erfolgreich durchgeführt werden kann. Mit der kürzlich eingeführten Singleballonenteroskopie (SBE) steht ein alternatives enteroskopisches Verfahren zur ERCP beim voroperierten Patienten zur Verfügung, welches bislang nicht prospektiv untersucht wurde.

Methoden: In einer prospektiven Studie wurden Patienten mit postoperativ veränderter Anatomie und konventionell nicht durchführbarer ERCP mittels Singleballonenteroskop (SIF 180 Olympus) untersucht. Primäre Endpunkte der Studie waren die Erreichbarkeit der Papille/biliodigestiven Anastomose sowie die Rate der erfolgreich durchgeführten ERCP's.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 15 SBE-ERCP's durchgeführt. Bei 10 Untersuchungen konnte die Papille/biliodigestive Anastomose erreicht werden (67%). In 60 Prozent der SBE konnte eine ERCP erfolgreich durchgeführt werden (9 von 15 Untersuchungen/2 diagnostische ERCP's, 7 therapeutische ERCP's). Bei einer Untersuchung erfolgte die ERCP mit einem Singleballonenteroskop nach PTC im Rendezvous-Verfahren. Bei den therapeutischen ERCP's wurden als Interventionen Stentimplantationen (n=2), Ballondilatationen (n=3), Bougierungen (n=1) oder Konkrementextraktionen (n=1) durchgeführt. Postinterventionell traten keine Majorkomplikation auf. Als Minorkomplikationen wurden leichte bis moderate abdominelle Schmerzen sowie meteoristische Beschwerden postinterventionell beobachtet.

Schlussfolgerungen: Die Singleballonenteroskopie ist eine erfolgsversprechende und komplikationsarme Untersuchungsmethode zur ERCP bei postoperativ veränderter Anatomie. Die Erfolgsrate der SBE-ERCP ist vergleichbar mit eigenen Daten zur DBE-ERCP. In der Mehrzahl der Fälle können durch den Einsatz der SBE-ERCP invasivere Behandlungsverfahren wie eine PTC oder ein chirurgisches Vorgehen vermieden werden.