Z Gastroenterol 2009; 47 - P211
DOI: 10.1055/s-0029-1241461

Biliäre Infektionen/Kolonisationen: Häufigkeit, Risikofaktoren und Auswirkungen auf das Überleben

D Gotthardt 1, KH Weiss 1, P Sauer 2
  • 1Universitätsklinik Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Germany
  • 2Universität Heidelberg, Interdisziplinäres Endoskopiezentrum, Heidelberg, Germany

Einleitung: Cholangitis ist eine regelmäßige Komplikation bei pathologischen Gallengangsveränderungen. Daten zu bakteriellen und fungalen Cholangitiden könnten das periinterventionelle Vorgehen verbessern. Die überwiegende Anzahl der Studien basiert auf Analysen aus Operationspräparaten oder PTCD.

Methodik: Galleproben wurden während 911 ERC-Untersuchungen (279 LTx, 143 PSC, 83 Gallengangssteine, 209 Malignome, 196 andere) gewonnen und mikrobiologisch untersucht. Der Einfluss von verschiedenen Risikofaktoren wurde mittels Mann-Whitney-U oder Chi-Quadrat und das Überleben mittels Kaplan-Meier getestet.

Ergebnisse: 70,4% aller Proben zeigten bakterielle und/oder fungale Erreger. 51,9% hatten Darmbakterien, 24% Candida und 28,6% andere Bakterien. Enterococcus spp. waren die häufigsten Erreger (37,7% aller Proben), gefolgt von E. coli (13,2%). Unter den fungalen Erregern befanden sich ausschließlich Candida spp: C. albicans (77,3% aller fungalen Erreger), dann C. glabrata (16,7%). Risikofaktoren für eine Infektion mit Darmbakterien/Candida waren: Zeit nach erster ERC (p<0,001/0,044) Alter (p<0,001/<0,001), klinische Symptomatik (p<0,001/0,001), CRP (p<0,001/<0,001) und das Vorliegen eines weiteren Erregers (p<0,001/p<0,001), Grunderkrankung (p<0,001/<0,001). Nicht signifikant waren Leukozyten, Bilirubin und Typ des pathologischen Gallengangsbefundes. In einer Subgruppenanalyse bei Patienten nach Lebertransplantation war das Überleben bei Vorliegen eines multiresistenten Erregers und/oder Darmbakterien signifikant verkürzt (p=0,02 bzw P=0,047). Der Nachweis von Candida war mit einem deutlichen Trend zu verkürzten Überleben assoziiert (p=0,09). In dieser Gruppe lag bei 15% der Proben ein multiresistenter Erreger vor, 25% der Patienten hatten mindestens einmal einen solchen Nachweis.

Schlussfolgerung: Das Vorliegen einer biliären Infektion kann anhand von Risikofaktoren abgeschätzt werden und ist bei Lebertransplantierten mit einem verkürzten Überleben assoziiert. Der Nachweis multiresistenter Erreger erlaubt eine Antibiogramm-gerechte Therapie. Die klinische Relevanz von biliären Candida-Infektionen sollte weiter untersucht werden.