Z Gastroenterol 2009; 47 - P230
DOI: 10.1055/s-0029-1241480

Endoskopisch primär nicht zu bergende Gallenwegskonkremente: Retrospektive Ergebnisse und Langzeitergebnisse nach kombiniertem Einsatz von ERCP und extrakorporaler Stoßwellenlithotripsie (ESWL) bei 74 Patienten

C Berssenbrügge 1, T Meister 1, H Bahlo 1, HS Heinzow 1, H Ullerich 1, W Domschke 1, D Domagk 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany

Einleitung: Primär nicht zu bergende Gallenwegskonkremente sind ein häufiges Problem in der gastroenterologischen Endoskopie. Eine therapeutische Option ist in diesen Fällen, meist nach Einlage einer Sonde zur Ortung der Konkremente, die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) mit anschließender endoskopischer Konkrementextraktion.

Ziele: Evaluation von kurzfristigen Erfolgs- und Komplikationsraten sowie von Langzeitergebnissen.

Methodik: Retrospektive Aktenauswertung aller Patienten, die in den zurückliegenden 15 Jahren in unserer Klinik behandelt wurden. Aktuelle Datenerhebung der noch lebenden Patienten mit Ermittlung des steinfreien Überlebens. Die statistische Analyse einschließlich Subgruppenanalysen erfolgte mittels SPSS 16.0 für Windows.

Ergebnis: Insgesamt wurden 74 Patienten behandelt, zum Teil waren erschwerende Grunderkrankungen bekannt: Caroli-Syndrom (n=5), Sphärozytose (n=1), biliodigestive Anastomose (n=13), Z.n. Lebertransplantation (n=3). Im Mittel wurden pro Patient 3,2 ERCP- bzw. 3,7 ESWL-Sitzungen aufgewendet. Eine komplette Steinextraktion konnte bei 50 Patienten (68%) erzielt werden, in dieser Gruppe bestand tendenziell ein geringerer BMI. Trotz prophylaktischer Antibiose wurden in 14 Fällen (18%) Hinweise für eine Cholangitis beobachtet, eine therapieassoziierte Pankreatitis entwickelte sich in vier Fällen (5%), ein transfusionspflichtiger Hb-Abfall bei drei Patienten (4%). Majorkomplikationen (Gallenwegsperforation bzw. Reanimationspflicht) traten bei jeweils einem Patienten während der Endoskopie auf. Ein Patient verstarb innerhalb von 30 Tagen nach Therapieende. Das mediane Gesamtüberleben nach Behandlung betrug 10,3 Jahre. Folgende Parameter hatten keinen signifikanten Einfluss auf das Gesamtüberleben: Z.n. Cholezystektomie oder Einnahme von UDCA bei Therapiebeginn, Vorliegen einer Cholangitis, Konkrementanzahl, -größe oder -lokalisation, Steinfreiheit bei Abschluss der Therapie.

Schlussfolgerung: Der kombinierte Einsatz von ERCP und ESWL ist eine erfolgversprechende und komplikationsarme Behandlungsoption zur Therapie von endoskopisch primär nicht zu bergenden Gallenwegskonkrementen. In der Mehrzahl der Fälle können durch den Einsatz der ESWL invasivere Verfahren wie ein chirurgisches Vorgehen vermieden werden.