Z Gastroenterol 2009; 47 - P279
DOI: 10.1055/s-0029-1241527

Laktatazidosen unter antiviraler Therapie mit Entecavir bei Patienten mit chronischer Hepatitis B und fortgeschrittener Leberzirrhose

C Lange 1, J Bojunga 1, K Wunder 1, WP Hofmann 1, U Mihm 1, S Zeuzem 1, C Sarrazin 1
  • 1Uniklinik Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Germany

Einleitung: Das Nukleosidanalogon Entecavir ist ein kürzlich zugelassener Inhibitor der Hepatitis B Virus (HBV) Polymerase mit einer hohen antiviralen Aktivität und hohen genetischen Barriere. Bei Patienten ohne Leberzirrhose und einer relativ geringen Anzahl an Patienten mit Child A Leberzirrhose aus der Zulassungsstudie wurden keine wesentlichen Nebenwirkungen berichtet. Die Erfahrungen beim Einsatz von Entecavir bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose sind beschränkt.

Fragestellung: Untersuchung des Nebenwirkungsspektrums von Entecavir bei Patienten in verschiedenen Stadien der Leberzirrhose.

Methodik: In die vorliegende Studie wurden 16 Patienten mit chronischer Hepatitis B und histologisch gesicherter Leberzirrhose eingeschlossen, die eine antivirale Monotherapie mit Entecavir 0,5mg bzw. 1mg pro Tag p.o. erhielten.

Ergebnisse: Fünf der 16 Patienten entwickelten während der Behandlung mit Entecavir einen Anstieg des Serumlaktatspiegels oberhalb des Normalbereiches (Laktatkonzentration 40–200mg/dl, pH 7,02–7,35) mit teilweise zusätzlichem Nachweis einer schweren Azidose (pH <7,3, n=3/5). Nach Pausierung bzw. Beendigung der Entecavirtherapie kam es bei 4/5 Patienten zu einem prompten Abfall der Laktatserumkonzentration. Beim fünften Patienten kam es zu einem letalen Ausgang. Es fand sich eine Korrelation der Entwicklung eines Laktatanstiegs unter Entecavir mit dem Stadium der Leberzirrhose gemessen mit dem MELD Score (p<0,005). Diese Korrelation betraf auch alle Einzelparameter des MELD-Scores (Bilirubin, INR, Kreatinin). Während alle fünf Patienten mit erhöhtem Laktat unter Entecavir einen MELD-Score von mindestens 22 Punkten aufwiesen, lag der MELD-Score bei den übrigen 11 Patienten unter 18. Im Gegensatz dazu fand sich keine Korrelation des Laktatanstiegs unter Entecavir mit dem Child-Pugh Stadium.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose kann sich unter der Therapie mit Entecavir eine Laktatazidose entwickeln. Beim Einsatz von Entecavir bei Patienten mit einem MELD-Score >20 sollte daher eine entsprechende Überwachung erfolgen.