Z Gastroenterol 2009; 47 - P286
DOI: 10.1055/s-0029-1241534

Überleben und Response-Rate nach Radioembolisation mit Yttrium-90 Glas-Mikrosphären beim fortgeschrittenen hepatozellulärem Karzinom: Eine europäische Phase II Pilot-Studie

A El Fouly 1, G Antoch 2, J Ertle 1, M Hamami 3, A Scherag 4, A Paul 5, A Bockisch 3, G Gerken 1, P Hilgard 1, 6
  • 1Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Germany
  • 2Universitätsklinikum Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen, Germany
  • 3Universitätsklinikum Essen, Institut für Nuklearmedizin, Essen, Germany
  • 4Universitätsklinikum Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen, Germany
  • 5Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen, Germany
  • 6Ev. Krankenhaus Mülheim, Abt. für Allg. Innere Medizin und Gastroenterologie, Mülheim a.d.R., Germany

Einleitung: Beim fortgeschrittenen HCC mit multifokaler Verteilung der Herde mit großem Tumorvolumen oder Pfortaderthrombose sind die konventionellen lokoregionären Therapiemethoden (RFA, Chemoembolisation) aufgrund fehlender Effektivität oder zu erwartender Toxizität nur begrenzt einsetzbar. Demgegenüber erlaubt die nebewirkungsarme Radioembolisation mit Yttrium-90 (Y90)- Glas-Mikrosphären die lokoregionäre Behandlung auch fortgeschrittener Tumorstadien, die bisher nur einer systemischen Therapie zugänglich waren.

Das Ziel dieser offenen Phase-II Studie war daher die Evaluation der Effektivität der Radioembolisation in Form des radiologischen Ansprechens und Gesamtüberlebens.

Methodik: Von 12/2006 bis 12/2008 wurden 92 Patienten mit fortgeschrittenem HCC behandelt. Jeweils ca. 30% der Patienten wiesen eine Pfortaderthrombose und/oder ein hohes Tumorvolumen auf. Die Behandlung mit Y90-Glas-Mikrosphären (TheraSphere) erfolgte mit im Mittel 121 (±27) Gy getrennt für den rechten und linken Leberlappen. Das radiologische Ansprechen wurde nach RECIST und EASL Kriterien analysiert und das Gesamtüberleben nach Kaplan-Meier ermittelt.

Ergebnis: Die mediane Beobachtungsdauer betrug 17 Wochen. In dieser Zeit entwickelten 54% der Patienten eine partielle Remission nach RECIST-Kriterien. 37% zeigten eine stabile Erkrankung und nur 3% wiesen eine primäre Progression auf. Unter Einbeziehung nekrotischer Veränderungen (EASL-Kriteren) war bei >85% der behandelten Patienten eine partielle Remission feststellbar. Das progressionsfreie Überleben betrug nach 26 Wochen 78%, das Gesamtüberleben lag bei 53 Wochen. Bezüglich der Toxizität entwickelten 58% der Patienten nach 3–7 Tagen eine vorübergehende Abgeschlagenheit (Fatigue-Syndrom). Es war keine relevante Hepatotoxizität feststellbar.

Schlussfolgerung: Die Radioembolisation mit Y90-Glas-Mikrosphären (Therasphere) stellt bei Patienten mit fortgeschrittenem HCC (hohe Tumorlast, Gefäßinvasion) eine neue, effektive und sichere lokoregionäre Therapiealternative dar. Ansprechen und Gesamtüberleben sind vergleichbar oder besser als bei systemischer Therapie alleine. Entsprechend sind randomisierte Studien zur Kombination bzw. Vergleich beider Therapieentitäten in Planung.