Z Gastroenterol 2009; 47 - P324
DOI: 10.1055/s-0029-1241572

Ist ein generelles Hepatitis C Screening sinnvoll? Anti-HCV Prävalenz bei 13.832 konsekutiven Patienten einer internistischen und chirurgisch-traumatologischen Notaufnahme

B Schlosser 1, D Domke 1, M Möckel 2, M Biermer 1, B Fülöp 1, B Wiedenmann 1, N Haas 3, H Bail 3, C Müller 4, R Tauber 4, T Berg 1
  • 1Charité Campus Virchow, Medizinische Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Berlin, Germany
  • 2Charité Campus Virchow, Medizinische Klinik für Kardiologie, Berlin, Germany
  • 3Charité Campus Virchow, Medizinische Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berlin, Germany
  • 4Charite Universitätsmedizin Berlin, Institut für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Berlin, Germany

Aufgrund einer relativ niedrig geschätzten anti-HCV-Prävalenz von ca. 0,5% wird ein generelles Hepatitis C Screening in Deutschland nicht empfohlen. Ein anti-HCV Test erfolgt meist nur im Rahmen der Abklärung erhöhter Transaminasen, sowie bei Personen mit typischen Risikofaktoren. Bei bis zu 50% der HCV-infizierten Patienten fehlen jedoch typische Risikofaktoren und nicht selten liegen die Transaminasen im Normbereich. Ziel unserer Studie war es, aktuelle Daten zur Epidemiologie der HCV-Infektion in einer Großstadt-Region zu erheben.

Eingeschlossen wurden alle Patienten, die sich im Zeitraum Mai 2008-März 2009 in der internistischen und chirurgisch-traumatologischen Notaufnahme (NA) der Charité, Campus Virchow-Klinikum in Berlin vorgestellt hatten. Im Rahmen der medizinisch indizierten Blutentnahme während des Notaufnahmeaufenthaltes erfolgte zusätzlich eine anti-HCV Bestimmung. Bei positivem anti-HCV Test wurde das Serum mittels real-time PCR auf HCV-RNA untersucht.

Die anti-HCV Prävalenz betrug bei 13.823 untersuchten Patienten 2,4% (N=330). Zwischen Patienten der internistischen und chirurgisch-tramatologischen Notaufnahme zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der anti-HCV Prävalenz (2,3% vs. 2,6%). Das durchschnittliche Alter der anti-HCV positiven Patienten betrug 54 Jahre; das Geschlechterverhältnis war mit 55% Männern und 45% Frauen ausgeglichen. Bei 196 (59%) der Patienten war der positive anti-HCV Status bereits bekannt. 62% der anti-HCV positiven Patienten waren HCV-RNA positiv (n=140 von 226 bislang untersuchten anti-HCV+ Seren). Erhöhte Transaminasen hatten 63% der Patienten mit chronischer HCV-Infektion im Vergleich zu 24% der anti-HCV positiven aber HCV RNA negativen Patienten. Anamnestisch lag ein Drogenabusus bei 36% und Zustand nach Applikation von Blutprodukten bei 20% vor. Eine antivirale Therapie hatten nur 31% der chronisch HCV-infizierten Patienten erhalten.

Unsere Untersuchungen zeigen mit 2,4% eine, im Vergleich zu früheren epidemiologischen Studien, ca. 5-fach höhere anti-HCV Prävalenz in Deutschland. Im Hinblick auf die Langzeitkomplikationen der HCV-Infektion und den guten Therapieoptionen, können diese Daten eine Grundlage für die Einführung eines generellen HCV-Screenings, zumindest in Großstadtregionen, darstellen.