Z Gastroenterol 2009; 47 - P394
DOI: 10.1055/s-0029-1241639

Das Mainzer Haut-Protokoll: Kontrolle des akneiformen follikulären Exanthems unter Cetuximab

CC Schimanski 1, M Möhler 1, AK Steinbach 2, J Siebler 1, PR Galle 1
  • 1Johannes Gutenberg Universität Mainz, 1. Med. Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
  • 2Merck Pharma GmbH, BU Oncology; Medical Affairs, Darmstadt, Germany

Einleitung: Circa 80% aller Patienten entwickeln unter Cetuximab ein akneiformes follikuläres Exanthem, das zu Dosisreduktionen oder Therapieabbrüchen zwingen kann.

Ziel: Unter Einsatz eines kalkulierten Stufenschemas sollte das Auftreten therapielimitierender Exantheme unter Cetuximab reduziert werden.

Methodik: In Zusammenarbeit mehrer Disziplinen wurde ein Stufenschema der Therapie akneiformer follikulärer Exantheme entwickelt. Dieses beinhaltet eine Prophylaxe (Dermowas® und Hydroderm Gesichtsfluid®) und eine Stufentherapie des akneiformen follikulären Exanthems entsprechend Grad I° (Dermowas® und Rosiced® [top. Metronidazol]), Grad II° (Dermowas®, Rosiced® und orales Minocyclin) sowie Grad III° (Dermowas®, Nadixa® [topisches Nadifloxacin], Dermatop® [topisches Kortikoid] und orales Minocyclin). Dieses Schema wurde an 20 konsekutiven Patienten mit Beginn der anti-EGFR Therapie eingesetzt. Der Verlauf wurde mittels digitaler Fotografie in wöchentlichen Abständen über die gesamte Behandlungsdauer hinweg dokumentiert und ausgewertet (CTC3.0).

Ergebnis: Unverträglichkeiten oder Abbrüche der Stufentherapie traten nicht auf. Die Anwendung führte verglichen zu historischen Kontrollen (Saltz et al. 2006) zu signifikant besseren Graduierungen (III°: 10% vs. 21%; II° 50% vs. 63%; 0°-I° 40% vs. 16%). Die kontinuierliche Applikation unter Ausnutzung des Stufenschemas führt im Verlauf zu einer weiteren deutlichen Besserung des Exanthems (III° 0%, II° 10%, I° 40% und 0° 50%) mit Abheilung des Exanthems in 50% und Konversion des Exanthems in ein leichtes Stadium in 40%. Therapieabbrüche traten nicht auf (0%); eine Dosisreduktion war nur in einem Fall (5%) indiziert. Bei zwei Patienten konnte unter Einsatz des Hautprotokolls eine Cetuximab-Therapie durchgeführt werden, obwohl bei diesen Patienten zwei Jahre zuvor ohne Einsatz des Hautprotokolls eine Hautreaktion aufgetreten war, die zum Abbruch geführt hatte. Beide Patienten entwickelten nur leichte akneiforme follikuläre Exantheme I° und II°.

Schlussfolgerung: Der Einsatz des stadienabhängigen Mainzer Hautprotokolls verhindert die Exacerbation des akneiformen follikulären Exanthems unter Cetuximab-Therapie. Hierdurch können Dosisreduktionen und Therapieabbrüche von Cetuximab verhindert werden.