Z Gastroenterol 2009; 47 - P425
DOI: 10.1055/s-0029-1241669

Acoustic Radiation Force Impulse (ARFI) Ultraschall bei akutem Leberversagen: Nekrosen können eine hohen Fibrosegrad vortäuschen

J Wiegand 1, J Rosendahl 1, HL Tillmann 2, C Benckert 3, C Wittekind 4, J Mössner 1, M Tröltzsch 1, 5, V Keim 1, 5
  • 1Universität Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Leipzig, Germany
  • 2Duke University, Duke Clinical Research Institute, Durham, United States
  • 3Universität Leipzig, Chirurgische Klinik II, Leipzig, Germany
  • 4Universität Leipzig, Institut für Pathologie, Leipzig, Germany
  • 5Universität Leipzig, Interdisziplinäre zentrale Ultraschalleinheit, Leipzig, Germany

Hintergrund: Ein Leberversagen kann sich akut oder als akute Dekompensation einer chronischen Lebererkrankung manifestieren. Eine Unterscheidung zwischen beiden Szenarien ist wichtig, da nur bei einem akuten Leberversagen eine High-Urgency Lebertransplantation in Betracht kommt. Dem Ultraschall kommt daher eine wichtige Bedeutung zu, eine chronische Lebererkrankung bei akutem Leberversagen auszuschließen.

Die Acoustic Radiation Force Impulse (ARFI) Technologie (Siemens Acuson S2000) ist ein neuartiges Ultraschallverfahren zur nicht-invasiven Abschätzung der Leberfibrose. Durch Ultraschallimpulse werden Scherwellen im Lebergewebe induziert. Deren Geschwindigkeit (m/s) steht in Relation zur Steifigkeit des Gewebes. Bei gesunden Personen werden Geschwindigkeiten von 1m/s gemessen, bei Leberzirrhose >3m/s. Bei akutem Leberversagen ist die Methode bisher nicht evaluiert.

Fallbericht: Eine 47-jährige Patientin wurde bei einem Phenprocoumon-induzierten akuten Leberversagen aufgenommen (Transaminasen 17-fach erhöht, Bilirubin 585µmol/l, INR 3,95, pH 7,32, keine Enzephalopathie). Phenprocoumon wurde nach einer vor drei Monaten durchgeführten Ablation bei Vorhofflimmern eingenommen. Im Ultraschall stellte sich die Leber normal groß, mit glatter Oberfläche, aber kaudal abgerundetem Leberrand dar. Die Milzgröße war unauffällig. Aszites war nicht nachweisbar. Bei ARFI-Messungen am Aufnahme- und am Folgetag betrug der Median im rechten Leberlappen 2,8m/s (1,3–4,5m/s; n=11), im linken Leberlappen 3,1m/s (2,6–4,2m/s; n=14).

Da sich die Patientin klinisch weiter verschlechterte und die Kings-College-Kriterien für ein nicht-Paracetamol-induziertes akutes Leberversagen erfüllte, wurde eine High-Urgency Lebertransplantation durchgeführt. Im Explantat zeigten sich ausgeprägte frische und ältere Nekrosen. Hinweise für eine chronische Lebererkrankung bzw. Fibrose lagen nicht vor.

Zusammenfassung: Bei einem Leberversagen ist eine Unterscheidung zwischen einer akuten und einer akut auf chronischen Genese wichtig, da nur im ersten Fall eine High-Urgency-Lebertransplantation möglich ist. Die ARFI-Technologie kann nicht zuverlässig zwischen Nekrosen und einer fortgeschrittenen Fibrose unterscheiden und ist daher bei akutem Leberversagen in ihrer Aussage limitiert.