Z Gastroenterol 2009; 47 - P438
DOI: 10.1055/s-0029-1241682

Präsidentenposter: Ergebnisse einer kontrollierten Studie zur Implementierung klinischer Leitlinien mithilfe einer multimodalen Strategie im Bereich chronisch entzündliche Darmerkrankungen

JC Preiß 1, O Schneidereit 1, W Höhne 1, M Zeitz 1, JC Hoffmann 2
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik I, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Germany
  • 2St. Marienkrankenhaus, Medizinische Klinik I, Ludwigshafen, Germany

Einleitung: Hauptziel medizinischer Leitlinien ist es, eine gute klinische Praxis zu fördern. Trotz einfacher Zugänglichkeit medizinischer Leitlinien werden viele der Empfehlungen im klinischen Alltag nicht umgesetzt.

Ziele: Es sollte eine multimodale Strategie zur Implementierung der aktuellen Leitlinien zum Morbus Crohn (MC) und zur Colitis ulcerosa (CU) entwickelt und evaluiert werden.

Methodik: In einem Projekt des Kompetenznetz Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wurde ein Fragebogen an 1920 Versicherte der AOK und TK in Berlin (B) und Hamburg (HH) mit einer ICD10-Krankenhausdiagnose K50 oder K51 versandt (CU: 1450, MC: 470). Nach einer zentralen Fortbildungsveranstaltung, der Distribution von kurz gefassten Praxis- und Patientenleitlinien sowie Besuchen („Educational Outreach Visits“) bei Meinungsführern jeweils in der Interventionsregion (B) wurden die Fragebögen ein Jahr später erneut versandt. Untersucht werden sollte die leitliniengerechte Einnahme von Aminosalizylaten und Immunsuppressiva, die dauerhafte Einnahme von Glukokortikoiden zur Remissionserhaltung, die Zahl der Raucher unter den MC-Patienten sowie die Durchführung von Überwachungskoloskopien bei CU im Vergleich B – HH.

Ergebnis: In der ersten Fragebogenrunde zeigten sich Unterschiede bei den Respondern aus HH und B. Der Zielparameter „Immunsuppressiva“ war besser in HH (p<0,01), die Zahl der rauchenden MC-Patienten niedriger in B (p<0,05). Der Rücklauf in der zweiten Fragebogenrunde betrug 20,1% (n=386). Die Zahl der auswertbaren Fragebögen lag je nach Fragestellung zwischen 34 und 357. Die Responder unterschieden sich im Durchschnittsalter (B>HH, p<0,001) und dem Anteil der CU-Patienten (B>HH, p<0,01). Ein statistisch signifikanter Unterschied in einem der Zielparameter ließ sich nicht nachweisen. Im zeitlichen Verlauf war in B ein Anstieg der Patienten mit Immunsuppression, aber auch ein Rückgang der Vorsorgekoloskopien zu sehen. Keiner der zeitlichen Verläufe war statistisch signifikant.

Schlussfolgerung: Für die hier entwickelte Leitlinien-Implementierungsstrategie konnte kein signifikanter Nutzen nachgewiesen werden. Methodische Schwächen alleine erklären diesen fehlenden Nutzen nur unzureichend. Andere oder längerfristige Implementierungskonzepte erscheinen notwendig.