Z Gastroenterol 2009; 47 - P447
DOI: 10.1055/s-0029-1241691

„Real life“-Ergebnisse der Infliximab-Therapie bei 102M. Crohn-Patienten einer gastroenterologischen Praxis

H Hartmann 1, D Hüppe 1, G Felten 1, N Kaiser 1, J Zemke 1, A Katalinic 2
  • 1Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Herne, Germany
  • 2Institut für Krebsepidemiologie e.V., Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany

Einleitung: Der Stellenwert von Infliximab in der M. Crohn-Therapie wurde bisher überwiegend im Rahmen klinischer Studien ermittelt. In der Regel wurde diese Therapie nach dem step up-Konzept, d.h. als ultima ratio, der medikamentösen Behandlung durchgeführt. Sog. „real life“-Daten von Patienten aus der gastroenterologischen Praxis sind nur bedingt verfügbar. Pharmaökonomische Aspekte, z.B. Arbeitsunfähigkeitszeiten, wurden unzureichend berücksichtigt.

Ziele: Ermittlung der Ergebnisse der nach dem step up-Konzept erfolgten Infliximab-Therapie bei M. Crohn für konsekutive Pat. in der Versorgungskonstellation einer gastroenterologischen Praxis.

Methodik: Demographische, anamnestische, sowie klinische und laborchemische Daten von 102 konsekutiven Pat. wurden erfasst. Arbeitsunfähigkeitszeiten und Krankenhausaufenthalte wurden ermittelt. Nach Beginn der Infliximab-Therapie wurden verschiedene Endpunkte für einen Therapieerfolg, wie das Erreichen einer Remission oder von Steroidfreiheit, sowie die Rezidivrate mittels Kaplan-Meier-Analysen bestimmt.

Ergebnisse: Im Zeitraum 6/99 bis 5/08 (mittl. Nachbeobachtungszeit 37,2 Monate) wurden 102 Pat. (mittl. Alter 36,2 Jahre; 67 weibl., 35männl.) therapiert (im Mittel 7,5 Infliximab-Infusionen). Zu Beginn der Therapie bestanden bei 54 (53%) Pat. Fisteln sowie bei 79 eine ileo-colische Lokalisation. 69 Pat. hatten Azathioprin erhalten, der mittl. CRP-Wert betrug 2,5mg/dl. Nach Infliximab konnte eine Remission bei einem Drittel (34 Pat.) erreicht werden, Steroidfreiheit bei 29 Pat. (28%). Ein Rezidiv trat bei einem Drittel der Pat. in Remission auf. Verglichen jeweils während 6 Monaten vor und nach Therapiebeginn für alle 102 Pat. wurden niedrigere Arbeitsunfähigkeitszeiten (21,0±24,7 vs. 17,6±51,4 Tage) und weniger Krankenhaustage (17,1±21,4 vs. 9,4±28,9 Tage) beobachtet.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse bzgl. des Erreichens einer Remission sowie der Rezidivhäufigkeit nach zunächst erfolgreicher Infliximab-Therapie sind in der gegebenen Versorgungskonstellation einer Praxis ähnlich zu denen klinischer Studien bei Pat. mit fortgeschrittener M. Crohn-Erkrankung. Die beobachtete Reduktion von Arbeitsunfähigkeitszeiten und Krankenhaustagen sollte auch unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten berücksichtigt werden.