Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2010; 54(1): 6-12
DOI: 10.1055/s-0029-1242569
Wissen
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Die Seitenregel des Constantin Hering[1]

Stefan Reis
Further Information

Publication History

Publication Date:
24 March 2010 (online)

Zusammenfassung

Constantin Hering hat eine „Seitenregel” aufgestellt, nach der das homöopathische Heilmittel zuerst auf die zuletzt affizierte Körperseite wirken und nach diesem Aspekt auch gewählt werden soll. Die Rubrik „Allgemeines, Seite, rechte, dann linke Seite” wird unter Berücksichtigung dieser „Seitenregel” revidiert.

Summary

Constantin Hering established a „rule of sides”, according to which the homoeopathic remedy should act primarily on the latest affected side of the body and is thus to be selected. The rubric „Generalities, sides, right, then left” undergoes a revision in consideration of this „rule of sides”.

01 Nach einem Vortrag, gehalten auf dem 9. Internationalen Coethener Erfahrungsaustausch (ICE 9) in Köthen am 9.10.2009. Der Vortrag basierte auf einer Arbeit, die der Verfasser im Jahr 2006 im Neuen Archiv für Homöopathik publiziert hatte [15]. In der Zwischenzeit kann das Thema detaillierter dargestellt werden als noch vor 3 Jahren.

Anmerkungen

01 Nach einem Vortrag, gehalten auf dem 9. Internationalen Coethener Erfahrungsaustausch (ICE 9) in Köthen am 9.10.2009. Der Vortrag basierte auf einer Arbeit, die der Verfasser im Jahr 2006 im Neuen Archiv für Homöopathik publiziert hatte [15]. In der Zwischenzeit kann das Thema detaillierter dargestellt werden als noch vor 3 Jahren.

02 Zum download verfügbar auf: www.neues-archiv-fuer-homoeopathik.de.

03 Auch wenn der Titel des Artikels eine Beschränkung auf die Körperseiten andeutet, lassen einige Bemerkungen Herings darauf schließen, dass er die Berücksichtigung der Chronologie der Krankheitsentstehung in einem weiteren Kontext berücksichtigte, etwa bei einem Befall erst der oberen, dann der unteren Körperbereiche (und vice versa). Da solche Abfolgen in den Arzneimittelprüfungen aber deutlich seltener zum Ausdruck gebracht wurden, erscheint es mir für eine erste Überprüfung der „Regel” praktikabler, sich auf die Lateralität zu beschränken.

04 Ich verzichte an dieser Stelle auf eine Auflistung der entsprechenden Zitate und ihrer Fundstellen und verweise auf meinen Artikel darüber im Neuen Archiv für Homöopathik, vgl. Anm. 1.

05 Pathogenetisches Symptom = Prüfungssymptom, Erstwirkung.

06 Die beispielsweise von Kent vertretene Ansicht, dass die Allgemeinrubriken („generals”) seines Repertoriums auf den Kranken bezogen bedeuten, dass sie sich bei diesem „im Ganzen” oder durchgängig (an verschiedenen Orten, unter verschiedenen Umständen, in Verbindung mit vielen anderen Beschwerden) zeigen, hat nichts zu tun mit der Intention, die Bönninghausen verfolgte, als er diese Verallgemeinerungen schuf. Für Bönninghausen hatte die Verallgemeinerung ausschließlich Bedeutung für das Arzneimittel im Sinne einer Sicherung der Information und der Bestimmung eines Genius. So verwendete er die später sogenannten „Allgemeinrubriken” selbstverständlich bei allen, auch rein lokalen Beschwerden seiner Patienten. In diesem Punkt besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen der Fallanalyse eines Bönninghausen und eines Kent.

07 Die Quellenangaben entsprechen den im Synthesis verwendeten Siglen, jedoch habe ich einige ergänzen müssen, die im Synthesis bislang keine Verwendung fanden. Dafür wurden nichts sagende „Quellen”-Angaben, wie beispielsweise der einfache, nicht näher spezifizierte Hinweis auf Pierre Schmidt, gestrichen.

08 „Allgemeinrubrik” im Sinne Bönninghausens – also auf die Materia medica allein bezogen.

09 In der Rubrik „Allgemeines, Seite, links, dann rechte Seite” fehlt Anacardium jedoch.

Literatur

  • 01 Allen TF. Encyclopedia of pure materia medica. Volume I. New York & Philadelphia: Boericke & Tafel; 1874
  • 02 Allen TF. Encyclopedia of pure materia medica. Volume VI. New York & Philadelphia: Boericke & Tafel; 1877
  • 03 Attomyr J. Briefe über Homöopathie. Drittes Heft. Leipzig: Köhler; 1834
  • 04 Hahnemann S. Die chronischen Krankheiten, ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung. Erster Theil, 2. Auflage. Dresden u. Leipzig: Arnold; 1835. 168 [CK I]
  • 05 Hahnemann S. Die chronischen Krankheiten, ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung. Zweiter Theil, 2 Auflage. Dresden u. Leipzig: Arnold; 1835. [CK II]
  • 06 Hahnemann S. Die chronischen Krankheiten, ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung. Vierter Theil, 2 Auflage. Düsseldorf: Schaub; 1838. [CK IV]
  • 07 Hering C. Einleitung zu Jahr's Handbuche, englisch-amerikanische Ausgabe.  ACS. 1838;  17 109-129
  • 08 Hering C. C.Hg's. Vorrede zur englischen Uebersetzung der Chronischen Krankheiten .  AHZ. 1846;  30 105-109 121-125
  • 09 Hering C. Amerikanische Arzneiprüfungen. Leipzig & Heidelberg: C. F. Winter; 1857. 625-666 731
  • 10 Hering C. Hahnemanns three rules concerning the rank of symptoms.  HHM. 1865;  1 5-12
  • 11 Hering C. The rule of sides.  HHM. 1865;  1 49-56
  • 12 Hering C. Die Ameise als Arznei.  AHZ. 1871;  82 33-34
  • 13 Hering C. The guiding symptoms of our material medica. Volume I. Philadelphia: Stoddart; 1879
  • 14 Kent JT. Repertory of the homoeopathic materia medica. Lancaster: Examiner Printing House; 1897
  • 15 Reis S. „Die umgekehrte Reihenfolge” bei der Arzneimittelwahl.  NAH. 2009;  1 77-88
  • 16 Synthesis Treasure Edition. Archibel Homeopathic Software; 2007

Stefan Reis

Heilpraktiker

Hardenbergstr. 2

45472 Mülheim an der Ruhr

Email: StefanReis@web.de

    >