Zusammenfassung
Hintergrund: Für die Phänotypisierung von Vorschulkindern mit spezifischer Sprachentwicklungsstörung
(SSES) im Hinblick auf wissenschaftliche und klinische Fragen ist eine valide Testmethode
zur dichotomen (sprachauffällig – sprachgesund) Erfassung sprachlicher Leistungen
erforderlich.
Patienten und Methode: 27 vier- bis fünfjährige Kinder gehörten zur SSES-Gruppe, 36 zur Kontroll-Gruppe.
Die diagnostische Genauigkeit einer aus deutschsprachigen, normierten, standardisierten
Sprachtests zusammengestellten Testbatterie aus 8 Subtests wurde im Vergleich zu einer
klinischen Einschätzung untersucht.
Ergebnisse: Verschiedene Diskriminanz-Analysen zeigten eine akzeptable diagnostische Genauigkeit
von über 80% für Sensitivität und Spezifität. Der Subtest „Phonologisches Arbeitsgedächtnis
für Nichtwörter” (PGN) aus dem Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder
(SETK 3–5; Grimm, 2001) unterschied bei einem Cut-Off-Wert von −0,39 SD als Einzeltest
am besten zwischen den beiden Gruppen. Im direkten Mittelwertsvergleich zeigte die
zusammengestellte Testbatterie signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Schlussfolgerung: Die vorgestellte Methode zur Phänotypisierung der SSES kann mit akzeptabler diagnostischer
Genauigkeit dichotom sprachgesunde und sprachauffällige Kinder klassifizieren. Bei
der Anwendung von standardisierten, normierten Sprachtests sollten empirisch ermittelte
Informationen zur diagnostischen Genauigkeit (Sensitivität, Spezifität, Cut-Off-Wert)
vorhanden sein.
Abstract
Phenotyping Specific Language Impairment in Kindergarten Children
Objective: For phenotyping specific language impairment (SLI) in kindergarten children in clinical
practice and research issues, we need a valid diagnostic method for dichotomous classification
(language impaired, normal developing).
Patients and methods: 27 kindergarten children belonged to SLI-group, 36 to control-group. The diagnostic
accuracy of a composed language test battery was examined in comparison to a clinical
assessment. The test battery was composed of 8 subtests of German norm-referenced,
standardized tests.
Results: Several discriminant analyses showed acceptable levels of accuracy with over 80%
for sensitivity and specificity. Using a single subtest the subtest „Phonologisches
Arbeitsgedächtnis für Nichtwörter” (phonological short-term memory of nonwords) from
Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3–5; Grimm, 2001) showed
best classification rates between the two groups using a Cut-off point of −0,39 SD.
Means of the 8 used subtests showed significant differences for the two groups.
Conclusion: The described method for phenotyping SLI can identify children with normal language
and those with impaired language with acceptable levels of diagnostic accuracy. When
using a norm-referenced standardized test for the assessment of language abilities,
it is important to have empirically derived information about diagnostic accuracy
(sensitivity, specificity, Cut-off score).
Schlüsselwörter
spezifische Sprachentwicklungsstörung - Phänotypisierung - Diagnose - diagnostische
Genauigkeit - Deutsch
Key words
specific language impairment - phenotyping - diagnosis - diagnostic accuracy - german