Diabetes aktuell 2009; 7(7): 337
DOI: 10.1055/s-0029-1243365
Forum der Industrie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Kooperation zwischen Grundlagenforschung und Industrie - Rascher neue Pharmaka entwickeln

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Publication Date:
27 November 2009 (online)

 

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Vom Zeitpunkt der Entdeckung einer pharmakologisch interessanten Substanz bis hin zur Entwicklung eines Arzneimittels in Marktreife vergehen durchschnittlich 13 Jahre. Nahezu die Hälfte dieser Zeit verschlingt der Prozess, neue Wirkstoffe ausfindig zu machen und in sinnvoller Weise mit biochemischen Targets im menschlichen Körper in Verbindung zu bringen. Um den Forschungsaufwand zu reduzieren, Synergieeffekte auszunutzen und letztendlich die Entwicklung neuer Pharmaka zu beschleunigen, gingen das Pharmaunternehmen AstraZeneca und die Columbia University, New York (USA) eine neuartige Kooperation ein.

Auf dem Gebiet der Erforschung von Zusammenhängen zwischen Adipositas und Diabetes mellitus haben beide Partner eine Zusammenarbeit gegründet, bei der die Grundlagenforschung enger mit den technischen Möglichkeiten der Industrie verknüpft werden soll. Insbesondere vom Massenscreening interessanter neuer Substanzen in industriellem Maßstab verspricht man sich hierbei einen spürbaren Innovationsschub.

Die Anstrengungen, geeignete Moleküle mit den richtigen biologischen Zielstrukturen, den sogenannten Targets, in Einklang zu bringen, verglich Dr. John Clapham, Bioscience Director bei Astra Zeneca in Alderley Park, Macclesfield, Cheshire (UK), treffend mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. So genügt es bei der Suche nach einem geeigneten Target nicht allein, herauszufinden, ob es sich tatsächlich um einen Schlüsselregulator eines krankhaften Prozesses handelt. Wichtig ist auch der prinzipielle Zugang von biopharmazeutischen wirksamen Substanzen sowie die Möglichkeit, das Target in Zelllinien zu klonen und damit in umfangreichen Versuchsreihen auch hinsichtlich der Sicherheit ihrer Beeinflussung verfügbar zu machen. Auf der anderen Seite ist mit der Entdeckung eines scheinbar passenden Moleküls noch lange nicht ausgemacht, ob es sich tatsächlich um ein interessantes Therapeutikum handeln könnte, so Clapham. Denn es ist noch eine Reihe von Fragestellungen zu klären, die nicht nur damit beantwortet werden können, wie die Substanz in den Körper gelangt. Die Bioverfügbarkeit in unerwünschten Körperregionen muss ebenso ausgeschlossen werden wie unerwünschte Wirkungen im Zielgebiet. Zudem sollte sich eine Dosis-Wirkungs-Beziehung reproduzieren und eine geordnete Eliminierung aus dem Körper nachweisen lassen.

Vor diesem Hintergrund merkte Clapham an, dass die 20 führenden pharmazeutischen Unternehmen weltweit derzeit rund 50 Millionen potenziell wirksamer Substanzen zur Verfügung haben, die nach geeigneten Zielstrukturen suchen.

Speziell im Bereich der Adipositas- und Diabetesforschung ist man jetzt auf der Suche, geeignete Zielstrukturen ausfindig zu machen, die inflammatorische Prozesse befördern, welche mit der Insulinresistenz im Zusammenhang stehen könnten. Hier hat man mittlerweile eine spezielle Population von Makrophagen im Visier, die mit dem Fortschreiten der Erkrankung in Zusammenhang stehen könnten.

Gerade auf diesem Gebiet gibt es interessante Ansätze aus der Grundlagenforschung der Columbia University, sagte Prof. Dr. Rudolph Leibel, New York (USA): "Wir können neue Targets bieten, die dann im hochindustrialisierten Verfahren bei unserem Partner gescreent werden können", verriet er die Quintessenz der Zusammenarbeit.

So ist in naher Zukunft auch ein intensiver Austausch von Wissenschaftlern und Firmenmitarbeitern angestrebt, um die Zusammenarbeit der beiden Partner auf den Weg zu bringen.

Bericht: Martin Wiehl

Quelle: Symposium "Global Perspectives on a Global Epidemic - an Expert Panel Discussion on Research in Diabetes and Obesity", Mölndal, 30. Juni 2009, veranstaltet von AstraZeneca.

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