Rofo 2011; 183(2): 172-173
DOI: 10.1055/s-0029-1245782
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die pulmonalarterielle Zementembolie – eine mögliche Komplikation nach Kyphoplastie

M. Schwarz, P. Reimer, B. Schulte
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eingereicht: 23.7.2010

angenommen: 29.9.2010

Publication Date:
20 December 2010 (online)

Einführung

Auch wenn sie in letzter Zeit zunehmend kontrovers diskutiert wird, hat die minimalinvasive Behandlung von Wirbelkörperkompressionsfrakturen mittels Kyphoplastie oder Vertebroplastie weiterhin einen hohen Stellenwert. Die Indikationen für beide Verfahren überschneiden sich. Für eine schmerzhafte osteoporotische (Sinterungs-)Fraktur sind in Brust- und Lendenwirbelsäule beide Verfahren geeignet. In verschiedenen Leitlinien der Deutschen Röntgengesellschaft zur Vertebroplastie wird zusätzlich betont, dass vorher ein konservativer Therapieversuch über einen angemessen Zeitraum von etwa 3 – 6 Wochen durchgeführt worden sein sollte. Die Vertebroplastie wird als Alternative bei nicht ausreichender Effektivität bzw. bei Unverträglichkeit der konservativen Behandlung angesehen.

Die Vertebroplastie wird bei osteolytischen Wirbelkörpermetastasen, Wirbelkörperhämangiomen und schmerzhaften Wirbelkörperfrakturen durchgeführt. Die Entscheidung sollte immer interdisziplinär gefällt werden, denn die Entscheidung zu einer Vertebroplastie oder Kyphoplastie bzw. alternativer Therapieoptionen wie Chirurgie, Bestrahlung, medikamentöser Behandlung oder einer Kombination aus mehreren Verfahren ist von vielen Faktoren abhängig. Dies beinhaltet das Ausmaß der Erkrankung, die Wirbelkörperhöhe, die Schmerzsymptomatik, neurologische Ausfälle, Allgemeinzustand und Lebenserwartung (Deramond H. Radiographics 1998; 18: 311 – 320).

Zunächst wird bei beiden Verfahren der Wirbelkörper transpedikulär bzw. transartikulär punktiert, über eine Hohlnadel wird Knochenzement eingebracht, dies stabilisiert den Wirbelkörper und wirkt schmerzlindernd. Der Durchmesser der Hohlnadeln der Kyphoplastie ist mit 8 Gauge größer; dies wird nötig, um den Ballon einzuführen, mit dem versucht wird, einen Hohlraum zu schaffen, in den dann relativ dickflüssiger Knochenzement eingebracht wird.

Dieser präformierte Hohlraum gilt als Standardargument für eine kontrollierte Zementapplikation bei einer Kyphoplastie, es wird postuliert, dass deshalb weniger Leaks und somit weniger Zementembolien entständen (Heini PF et al. EurSpine J 2004; 13: 184 – 192).

Die Vertebroplastie wird mit 11 – 13 Gauge messenden Nadeln durchgeführt, der Knochenzement wird direkt in den Wirbelkörper eingebracht.

Beim Einführen der großlumigen Kyphoplastienadeln in die Pedikel ist der Spielraum für ein Abweichen in der Punktionsrichtung dementsprechend gering, dies stellt einerseits hohe Ansprüche an den Operateur, andererseits sind dadurch vor allem die zervikalen, aber auch die oberen lumbalen Wirbelkörper aufgrund ihrer geringen Größe für dieses Verfahren weniger geeignet.

Bei der Kyphoplastie erfolgt der Eingriff bei den meisten Patienten unter Vollnarkose, was zu teils zu einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt führt. Die Vertebroplastie als weniger invasive Technik wird für gewöhnlich unter Lokalanästhesie durchgeführt, sodass die Entlassung aus der Klinik im Normalfall am Untersuchungstag erfolgen kann. Die höheren Materialkosten einer Kyphoplastie sind außerdem ein Grund für den größeren finanziellen Aufwand gegenüber der Vertebroplastie.

Martin Schwarz

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