Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2010; 54(4): 210
DOI: 10.1055/s-0030-1248345
Personalia
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Nachruf Dr. Alfons Geukens

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. Dezember 2010 (online)

Willst du für ein Jahr planen,
so baue Reis an.

Willst du für ein Jahrzehnt planen,
so pflanze Bäume.

Willst du für ein Jahrhundert planen,
so bilde Menschen.

Tschuang-Tse

Abb. 1 Dr. Alfons Geukens

Lieber Alf,

Ja, Dein Gehen macht uns traurig, hinterlässt eine Lücke. Deine Begeisterung und Aufopferung für die Homöopathie sucht ihresgleichen. Du hast Spuren hinterlassen, die Dich überdauern.

In Deinem Wirken für die Homöopathie hast Du nichts und niemanden geschont, am wenigstens Dich selbst. Wir haben das immer zutiefst respektiert, und manchmal hat uns dies auch besorgt. So passt die Krankheit, die Dein Lebenslicht hier immer kleiner werden ließ, zu Deinem schnurgeraden Weg für unsere Sache. Du hast Dich verbraucht, auch weil Du Dich auf eine Weise verschwendet hast in Deinem Einsatz und Deiner Empathie für die Homöopathie, wie es uns auf dem Gebiet der Musik an das Leben von Leonard Bernstein erinnert.

Dein empathischer Kern hat sich in Deinem beruflichen Werdegang gespiegelt. Von der Krankenpflegeausbildung über Deine Arbeit als Arzt in der Entwicklungshilfe in Haiti und Zaire, bis hin zur Gründung Deines Ausbildungszentrums in Hechtel.

Wir erinnern uns gerne an die langen Diskussionen mit Roger Morrison und Dir in unseren allerersten Griechenlandjahren. Dein tiefes, ansteckendes, fast infektiöses Lachen, unsere hitzigen Debatten bei Bierdunst und Zigarettenqualm. Ja, es war ein Leben auf der Überholspur (wovon jeder ein Lied singen kann, der einmal mit Dir im Auto sitzen musste).

Dein Enthusiasmus ist nie verebbt. Wir erinnern uns gerne an die ersten großen Seminare in Bern und Bad Brückenau. Wir durften die ersten Patientenvideos drehen, wir ritten auf der Welle neuer Begeisterung für die Homöopathie. Wir zogen von Alonissos nach London. Wir wussten, dass wir viel Neues und Wunderbares gelernt hatten und weitergeben durften – und vorne auf der Bugwelle saßest Du.

In Deinen Seminaren wurde nicht fabuliert und nicht theoretisiert. „Be practical” haben wohl fast alle KollegInnen aus den letzten 25 Jahren noch im Ohr – denn gibt es überhaupt einen, der Dich nie gehört hat?

Du warst rustikal, konntest auch grob sein, warst streitbar und streitlustig, nicht sprachmächtig, aber wortgewaltig. Du warst unendlich fleissig, der härteste Arbeiter von uns allen, Du konntest begeistern, wie kaum ein anderer. Du warst autoritär und eine Autorität, ein Urgestein, eine Eruption. Aber vor allem: authentisch.

Du warst kein „Feinspitz”, wie sie in Wien sagen. Wir erinnern Wochenenden in Hechtel mit von Dir geschossenen Kaninchen (inkl. Schrotkugeln im Essen), Unmengen an Kalorienbomben in Gestalt belgischer Mayonnaise und starkem Bier, das zu Deutsch „Teufel” heißt. Es war schrecklich und wundervoll.

In Deinem Leben muss so manches auf der Strecke geblieben sein, allein Du hast es wohl nie so empfunden. Du lebtest in der und für die Homöopathie, für die Ausbildung von KollegInnen aus vielen Ländern auf höchstem Niveau. Du hattest einen herrlichen Humor und ein hart erarbeitetes Wissen, das jeden beeindruckte. Du hast mehr Ärzte ausgebildet als die meisten anderen, und es wird kaum einen geben, der Dir nicht tiefen Respekt zollen würde.

Deine Intensität war anstrengend und bereichernd. Die Kräfte einzuteilen, schien Dir ein unnützer Gedanke. Auch Schicksalsschläge hast Du auf eine besondere, auf Deine Weise getragen, wie es uns oft berührt und verwundert hat. „Die schwersten Wege werden allein gegangen” heißt es in einem Gedicht von Hilde Domin. Auch hierin warst Du unbeirrbar (bei einem anderen hätten wir vielleicht unbelehrbar gesagt).

Wir verneigen uns vor Deiner Lebens- und Freundschaftsleistung. Natürlich werden wir uns wiedersehen, möchten dafür aber gerne noch etwas Zeit verstreichen lassen. Wenn es soweit ist, werden wir in der dortigen Gastwirtschaft Kaninchen ohne Kugeln, aber mit viel Mayonnaise bestellen. Du wirst einen „Teufel” trinken (DU darfst das sogar im Himmel ...), und wir beide einen ordentlichen Bordeaux.

Rudyard Kiplings berühmtes „If” kommt uns zum Ende unserer Abschiedszeilen in den Sinn, als Deine Lebensüberschrift: „If you can meet with Triumph and Desaster and treat those two impostors just the same ...”.

Du wirst nun Deine Ruhe finden, eine Ruhe, die es in Deinem Leben wohl nie gab.

So long, alter Freund

Beat & Wolfgang – Spring & Springer

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