Dtsch Med Wochenschr 2010; 135: S20
DOI: 10.1055/s-0030-1249203
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Präsentation und Management des Vorhofflimmerns: aktueller Stand und Perspektiven für die Forschung

Presentation and management of atrial fibrillation: current state and perspective for researchT. Meinertz1 , D. Pittrow2 , W. Kirch2
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie Universitäres Herzzentrum Hamburg Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 2Institut für Klinische Pharmakologie Medizinische Fakultät der TU Dresden
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Publication History

Publication Date:
10 March 2010 (online)

Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung in der täglichen Praxis. Nach aktuellen Hochrechnungen sind derzeit etwa 1 Mio. Menschen in Deutschland betroffen. Die Häufigkeit nimmt aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung der Bevölkerung kontinuierlich zu. Die Erkrankung stellt einen wesentlichen Risikofaktor für Schlaganfall dar und ist mit einer deutlich erhöhten Mortalität und Morbidität assoziiert. Sie schränkt die Lebensqualität der betroffenen Patienten ein. Außerdem führt die Erkrankung zu einer hohen Kostenbelastung des Gesundheitssystems, unter anderem durch häufige Notfallinterventionen und Krankenhauseinweisungen.

Vor diesem Hintergrund wird die Dringlichkeit offensichtlich, die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Vorhofflimmern zu optimieren. In den letzten Jahren wurden einige Studien vorgelegt, die die wesentlichen medikamentösen Behandlungsstrategien – Rhythmuskontrolle und Frequenzkontrolle – miteinander verglichen und als prognostisch gleichwertig bewerteten. Neben der Weiterentwicklung interventioneller Verfahren wie der Katheterablation liegt der Fokus auf der Entwicklung neuer Medikamente, die das therapeutische Spektrum erweitern können. So ist auf der Grundlage eines umfangreichen Studienprogramms seit Anfang des Jahres das neue Antiarrhythmikum Dronedaron erhältlich.

Das Symposium „Vorhofflimmern” auf der 51. Tagung der Deutschen Gesellschaft für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie (DGPT) vom 23. bis zum 25.3.2010 in Mainz gibt einen interdisziplinären Überblick über das genannte Themenspektrum. Die wesentlichen Beiträge der Referenten sind im vorliegenden Band zusammengefasst und wurden durch Gastbeiträge ergänzt.

So fasst im ersten Manuskript B. Brüggenjürgen aktuelle Daten aus Deutschland und anderen Ländern zur Epidemiologie des Vorhofflimmerns und der resultierenden Belastung des Gesundheitswesens zusammen. Kirch und Mitarbeiter berichten über die Lebensqualität von Patienten mit Vorhofflimmern aus der aktuellen Versorgungsforschungsstudie MOVE. Hierbei wurden der generische EQ-5D-Fragebogen der EuroQol-Gruppe zusammen mit dem spezifischen „Atrial Fibrillation Severity Score”(AFSS)-Fragebogen verwendet und die Ergebnisse gegenübergestellt. Ein Überblick über aktuelle medikamentöse Therapiestrategien und Medikamente in der klinischen Entwicklung wird von Götte gegeben. Hohnloser und Mitarbeiter sowie Lewalter und Mitarbeiter fassen in zwei Beiträgen die klinisch-pharmakologischen und elektrophysiologischen Eigenschaften bzw. das klinische Studienprogramm von Dronedaron zusammen. Vor allem aus neurologischer Sicht beschreiben Röther und Laufs die neuen Medikamente Dronedaron und Dabigatran und ihren möglichen Stellenwert für die Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern. Der aktuelle Forschungsstand zu den interventionellen Therapieverfahren wird schließlich von Willems und Mitarbeitern vorgestellt.

In der Zusammenschau verdeutlichen die Beiträge die Intensität, aber auch die Vielseitigkeit, mit der Forschung zum Thema Vorhofflimmern betrieben wird. Sie zeigen auch, dass in dieser Indikation bereits substantielle Fortschritte in der Behandlung erzielt wurden, die zum Nutzen der betroffenen Patienten über die symptomorientierte Therapie hinausgehen.

Korrespondenz

Prof. Dr. med. T. Meinertz

Klinik und Poliklinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie, Universitäres Herzzentrum Hamburg

Martinistraße 52

20246 Hamburg

Phone: 040/7410-56800

Fax: 040/7410-53622

Email: meinertz@uke.de

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