Hintergrund: Es ist nicht eindeutig geklärt, in welchem lymphatischen Kompartiment beim Asthma
bronchiale die Bildung des Allergen-spezifischen IgE stattfindet. Neueste Untersuchungen
legen nahe, dass sich während der allergischen Entzündung direkt in der Lunge IgE-produzierende
Plasmazellen ansammeln und einen großen Anteil an der systemischen IgE-Produktion
verursachen.
Fragestellung: Ziel unserer Untersuchung war es, im Mausmodell der allergischen Atemwegsentzündung
nach Anzeichen von IgE-Produktion in der Lunge zu suchen und ggf. das in Lunge und
Milz produzierte IgE-Repertoire zu vergleichen.
Methoden: Acht BALB/c Mäuse wurden mit OVA sensibilisiert. Nach vier Wochen wurde durch 5-malige
aerosolische Provokation mit OVA eine Atemwegsentzündung induziert und histologisch
verifiziert. Aus Lunge und Milz wurde per reverser Transkriptase-PCR selektiv mRNA
der schweren Kette IgE-produzierender B-Zellen amplifiziert und sequenziert. Als Vergleich
dienten IgM-Transkripte der Milz.
Ergebnisse: Wir haben 143 IgE-Transkripte aus der Milz und 122 aus der Lunge gewonnen und mit
76 IgM-Transkripten der Milz verglichen. Die klonale Diversität lag bei beiden IgE-produzierenden
Populationen mit 67% niedriger als bei IgM-Transkripten (95%). IgE-Transkripte aus
Milz und Lunge wiesen gleich hohe somatische Mutationsraten (SM) auf (50‰ bzw. 47‰,
n.s.), und die Verteilung der somatischen Mutationen zeigte zu einem hohen Prozentsatz
Anzeichen einer Antigen-abhängigen Selektion an (17% bzw. 12%, n.s.). IgM-Transkripte
der Milz hatten eine niedrigere SM und waren seltener Antigen-selektiert (SM: 14‰,
Antigen-Selektion: 3%; p<0,01).
Schlussfolgerung: Wir schlussfolgern, dass während der allergischen Atemwegsentzündung in der Lunge
IgE produziert wird, das die gleichen Anzeichen der Antigen-Selektion aufweist wie
das IgE-Repertoire der Milz. Die Populationen IgE-produzierender Zellen von Lunge
und Milz sind somit offensichtlich eng verwandt und möglicherweise in engem Austausch
miteinander.