ergopraxis 2009; 02(10): 15
DOI: 10.1055/s-0030-1253193
wissenschaft

Psychische Erkrankungen – Wirkung ehrenamtlicher Tätigkeit noch unklar

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Publication Date:
23 April 2010 (online)

 

Es bestehen nur unzureichende Nachweise darüber, dass eine ehrenamtliche Tätigkeit die soziale Teilhabe psychisch erkrankter Menschen verbessert. Zu diesem Ergebnis gelangten Carol Farrell vom Gesundheitsdienst in London und die Ergotherapeutin Wendy Bryant von der Brunel Universität in Uxbridge, England.

Für ihre Literaturübersicht durchsuchten die Forscher einschlägige Datenbanken wie Medline und Psycinfo. Sie sichteten alle relevanten Studien der letzten zehn Jahre und analysierten sie anhand der Schlüsselwörter „psychische Krankheit”, „soziale Teilhabe” sowie „ehrenamtliche Tätigkeit”. Sie fanden heraus, dass ehrenamtliches Tätigsein keine Garantie für soziale Teilhabe liefert und sich zusätzliche Hürden wie Stigmatisierung eher negativ auf die psychische Gesundheit von Betroffenen auswirken. Denn: Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben beispielsweise keine Chance auf eine bezahlte Stelle in einer Organisation, für die sie bereits unentgeltlich tätig waren.

Ergotherapeuten haben aus Sicht der Forscher die nötigen Fähigkeiten, um mit Personen zusammenzuarbeiten, die ehrenamtliche Mitarbeiter anwerben. Gemeinsam könnten sie solche Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten aus dem Weg räumen. Generell können die Wissenschaftler jedoch kaum allgemeine Aussagen aus der Literatur ziehen, da die Studien zu großen Teilen methodische Fehler aufweisen, nur wenige Teilnehmer haben oder sich gegenseitig widersprechen. Farrell und Bryant sehen darum einen großen Bedarf an weiterer Forschung, um einen Einblick in die verschiedensten Einflüsse des ehrenamtlichen Tätigseins auf die psychische Gesundheit sowie auf die soziale Teilhabe zu erhalten.

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BJOT 2009; 72: 163–173

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