ergopraxis 2009; 2(1): 15
DOI: 10.1055/s-0030-1254534
wissenschaft

Multiple Sklerose – Erkrankung der Eltern belastet deren Kinder

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Publication Date:
07 July 2010 (online)

 

Die Erkrankung eines Elternteils an Multipler Sklerose (MS) verändert das komplette Familienleben. Besonders die Kinder sehen sich mit zusätzlichen Anforderungen konfrontiert, je beeinträchtigter der betroffene Elternteil ist. Die Ergotherapeutin Merrill Turpin und ihre Kollegen untersuchten in einer qualitativen Studie an der University of Queensland, Australien, wie die Kinder von an MS erkrankten Eltern ihren Alltag erleben und welche Strategien sie nutzen, um mit den Veränderungen zurechtzukommen. Dazu befragten die Forscher 8 Kinder von 7 bis 14 Jahren innerhalb eines 30-minütigen halbstrukturierten Interviews zu ihrem Alltagsleben, wie sie den elterlichen Gesundheitszustand wahrnehmen und welche Gedanken sie sich über die Zukunft machen. Die Interviews nahmen sie auf Video auf.

Die Antworten der Kinder wiesen 3 Themenschwerpunkte auf: Zum einen erleben sie durch die MS-Erkrankung eines Elternteils, dass ihnen mehr Verantwortung innerhalb der Familie übertragen wird. Sie übernehmen beispielsweise vermehrt häusliche oder pflegerische Aufgaben. Dadurch bleibt ihnen deutlich weniger Zeit mit Freunden, zum Spielen und zum Lernen. Zum zweiten erleben die meisten Kinder bei sehr schwer betroffenen Eltern emotionale Belastungen in Form von Trauer, Sorge und Schuldgefühlen. Nur wenige erwähnen ein Gefühl von Stolz auf ihre Leistungen. Um mit der Situation besser umzugehen, zählen sie zu hilfreichen Strategien, sich durch Hobbys abzulenken und eine effektive Organisation ihrer Aufgaben im Haushalt und bei der Pflege.

Die Forscher betonen die Wichtigkeit dieser kindlichen Betätigungen. Um die Kinder zu entlasten, benennen sie verschiedene ergotherapeutische Interventionsformen wie ADL-Training, Hilfe beim Organisieren von Pflegediensten oder sozialer Unterstützung.

Chpr

CJOT 2008; 75: 149–156

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