ergopraxis 2009; 2(1): 15
DOI: 10.1055/s-0030-1254536
wissenschaft

Schizophrenie – Psychotisches Erleben unterschiedlich beeinträchtigend

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Publikationsdatum:
07. Juli 2010 (online)

 

Menschen mit Schizophrenie erleben Positivsymptome wie Halluzinationen unterschiedlich beeinträchtigend. Dies ist eine Kernaussage der Studie von Anne Karow und ihren Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. An ihrer Untersuchung nahmen 59 Klienten zweier psychiatrischer Abteilungen teil. Die Forscher analysierten vor allem Positivsymptome, Psychopathologie, die subjektive Befindlichkeit und Lebensqualität der Klienten. Klassische Psychopathologieskalen und semistrukturierte Interviews dienten der Fremd- und Selbstbewertung. Hierbei zeigte sich, dass nur wenige der Teilnehmer Größenideen und dialogisierende Stimmen als beeinträchtigend empfanden. Stimmen mit abwertendem Inhalt, taktile Halluzinationen und Verfolgungsideen hingegen benannten sie als stark belastend. Diese Symptome wirkten sich negativ auf ihr Befinden und ihre Lebensqualität aus. In der Schwere der Symptome konnten die Forscher keine Unterschiede bei mehr oder weniger beeinträchtigten Klienten feststellen. Sie schlussfolgern daraus, dass die Lebensqualität und die subjektiv empfundene Belastung durch Positivsymptome davon abhängt, wie der Betroffene diese bewertet. Darum solle das gesamte interdisziplinäre Team das individuelle psychotische Erleben beim Vereinbaren von Therapiezielen intensiver berücksichtigen. Das könnte möglicherweise die Therapeut-Klient-Beziehung und die Behandlungskooperation von Menschen mit Schizophrenie günstig beeinflussen.

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Psychiatrische Praxis 2008; 35: 286–293

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