Rofo 2010; 182(8): 648
DOI: 10.1055/s-0030-1255484
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Neuroendokrine Tumoren - Neuer nuklearmedizinischer Prognoseparameter

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Publication Date:
30 July 2010 (online)

 

Neuroendokrine Tumoren sind eine seltene, heterogene Gruppe und hauptsächlich im Gastrointestinaltrakt und in der Lunge lokalisiert. Obwohl es sich im Allgemeinen um langsam wachsende Tumoren handelt, ist die Prognose sehr variabel und lässt sich bei einigen Läsionen nur schwer vorhersagen. Campana et al. verwendeten hierzu nun einen nuklearmedizinischen Ansatz. J Nucl Med 2010; 51: 353-359

In der Vergangenheit legten Studien nahe, dass eine PET mit 68Ga-DOTA-Peptiden (DOTA = [1, 4, 7, 10-tetraazacyclododecan-1, 4, 7, 10-tetraessigsäure]) hilfreich bei der Diagnose neuroendokriner Tumoren (NET) ist. 68Ga-DOTA-Peptide sind neue PET-Marker, die spezifisch an Somatostatinrezeptoren binden, die an der Oberfläche von NET-Zellen überexprimiert sind. Von diesen Peptiden schien 68Ga-DOTA-[1-Nal3]-Octreotid (DOTANOC) am vielversprechendsten zu sein. Die Autoren schlossen daher in ihre Studie Patienten mit histologisch gesichertem NET ein, die sich einer PET mit 68Ga-DOTANOC unterzogen hatten. Während des 1. Jahres fanden alle 3 Monate klinische und CT-Untersuchungen statt, anschließend alle 6 Monate. Bei den PET berechneten die Autoren den Wert des standardisierten maximalen Uptakes (SUVmax) und setzten diesen in Korrelation zur Prognose.

An der Studie beteiligten sich 47 Patienten (27 Männer und 20 Frauen) mit einem medianen Alter von 62,8 Jahren. Bei 23 von ihnen (48,9 %) war der NET im Pankreas lokalisiert, bei 18 (38,3 %) im übrigen Gastrointestinaltrakt und bei 6 (12,8 %) in der Lunge. Der Wert für SUVmax war bei Patienten mit NET des Pankreas signifikant höher als bei den übrigen Patienten. Zwischen Patienten mit NET des übrigen Gastrointestinaltrakts und der Lunge fand sich kein signifikanter Unterschied. Mit dem Stadium des Tumors korrelierte der SUVmax nicht, jedoch fiel der Wert bei Patienten mit starker Expression des Somatostatinrezeptors 2A signifikant höher aus. Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 11,1 Monaten zeigte die Erkrankung bei 25 Patienten (56,8 %) einen stabilen Verlauf oder eine partielle Remission, bei 19 (43,2 %) fand sich eine Progression. Drei Teilnehmer waren aus der Auswertung herausgefallen. Patienten mit stabiler Erkrankung oder partiellem Ansprechen hatten gegenüber Patienten mit Progression signifikant höhere SUVmax-Werte, wobei sich als beste Grenze ein Bereich zwischen 17,9 und 19,3 zeigte. In der multivariaten Analyse fanden sich als signifikante positive prognostische Faktoren ein gut differenzierter NET, eine kombinierte Behandlung mit langwirksamen Somatostatinanaloga sowie ein SUVmax von 19,3 und mehr.

DOTATOC-PET/CT eines DOTATOC-negativen neuroendokrinen Tumors (Bild: Radiologische Uniklinik Tübingen).

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