Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2011; 6(6): 447-474
DOI: 10.1055/s-0030-1257084
Beckengürtel und untere Extremität

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Degenerative Erkrankungen des 1. Zehenstrahls

R.  A.  Fuhrmann1 , J.  van Schoonhoven1
  • 1Klinik für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie der Herz- und Gefäß-Klinik GmbH Bad Neustadt
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Publication Date:
19 December 2011 (online)

Die Spreizfußdeformität ist gekennzeichnet durch das fächerförmige Auseinanderweichen der randständigen Mittelfußstrahlen. Hieraus resultiert eine Vorfußverbreiterung, die mit Zehendeformitäten, insbesondere einer Hallux-valgus-Fehlstellung, ggf. auch einer Hallux-valgus interphalangeus-Fehlstellung, einhergehen kann. Die krankhafte Störung der knöchernen Konfiguration und die Achsenabweichung der Großzehe bedingen wiederum eine regional veränderte Belastung des Vorfußes, die zur Entwicklung einer Transfermetatarsalgie oder Kleinzehendeformitäten führen kann.

Prinzipiell kommen zur Behandlung der Hallux-valgus-Fehlstellung konservative oder operative Therapiemaßnahmen infrage. Die Abwägung zwischen beiden Behandlungsalternativen muss anhand patientenspezifischer Voraussetzungen (Begleiterkrankungen, Anforderungsprofil usw.) erfolgen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die konservativen Behandlungsmaßnahmen ausschließlich symptomorientiert sind. Durch eine operative Therapie kann hingegen die Wiederherstellung der physiologischen Vorfußkonfiguration mit orthograder Ausrichtung der Großzehe erreicht werden.

Degenerative Erkrankungen im Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus) und im Großzehenendgelenk führen zu einer schmerzhaft eingeschränkten Abrollfunktion des Fußes. Die Gelenkdegeneration kann mit einer begleitenden Zehenfehlstellung (z. B. Hallux valgus oder Hallux malleus) einhergehen.

Zur Behandlung stehen sowohl konservative Behandlungsmaßnahmen als auch stadienorientierte operative Therapiekonzepte zur Verfügung. Die Entscheidung, welches Therapieverfahren im Einzelfall indiziert ist, orientiert sich an klinischen und röntgenologischen Befunden sowie den funktionellen Anforderungen an den Fuß.

Das Behandlungsziel bei Hallux rigidus und der Arthrose im Interphalangealgelenk der Großzehe besteht unabhängig vom gewählten Therapiekonzept darin, dem Betroffenen ein weitgehend schmerzfreies Abrollen des Vorfußes zu ermöglichen.

Degenerative Erkrankungen im tarsometatarsalen Übergang (Arthrose des Metatarso-Cuneiforme-Gelenks) sind vergleichsweise selten und können sowohl bei physiologischer Mittelfußkonfiguration als auch bei einer Spreizfußdeformität auftreten.

Die hieraus resultierenden belastungsabhängigen Beschwerden lassen sich durch eine Schuhzurichtung oder eine operative Maßnahme (Versteifung des Gelenks) behandeln.

Postoperativ ist nach allen Eingriffen am 1. Strahl eine frühfunktionelle Nachbehandlung mit sofortiger Belastung des Fußes anzustreben. Weiterhin sind über mehrere Wochen befundangemessene Maßnahmen (redressierende Verbände, Physiotherapie) erforderlich, um den Rehabilitationsprozess zu beschleunigen und das intraoperativ erreichte Korrekturergebnis langfristig zu stabilisieren.

Bei den nachfolgend skizzierten Operationstechniken handelt es sich zum Teil um komplexe und technisch anspruchsvolle Eingriffe. Weichteilschwellungen, Bewegungseinschränkungen und eine mehrwöchige Rehabilitation sind regelhaft vorhanden und müssen dem betreffenden Patienten präoperativ in verständlicher Art und Weise erläutert werden, um unrealistischen Erwartungen an das Operationsergebnis vorzubeugen.

Literatur

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  • 5 Shurnas P S. Hallux rigidus: etiology, biomechanics, and nonoperative treatment.  Foot Ankle Clin. 2009;  14 1-8

Priv.-Doz. Dr. med. Renée A. Fuhrmann

Klinik für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie der Herz- und Gefäß-Klinik GmbH Bad Neustadt

Salzburger Leite 1
97616 Bad Neustadt/Saale

Phone: 09771/66-2320

Fax: 09771/66-2330

Email: ReneeAndrea.Fuhrmann@fusschirurgie-bad-neustadt.deinfo@fusschirurgie-bad-neustadt.de

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