Zeitschrift für Phytotherapie 2010; 31(4): 203-204
DOI: 10.1055/s-0030-1262388
Praxis
Behandlungsprobleme
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Phytotherapie bei Sebostase und bei Seborrhö/Hyperhidrosis

Karin Kraft
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Publication Date:
06 September 2010 (online)

Sebostase

Eine verminderte Talgproduktion führt zu trockener Haut und Haaren, sie ist oft mit einer verminderten Schweißproduktion kombiniert. Sie kommt vor allem bei Atopie und Ichthyosis vulgaris sowie im Alter vor. Weitere Ursachen sind ein sebostatischer Konstitutionstyp, Entfettung der Haut durch häufiges Baden, durch Waschen mit Seifen ohne Rückfettung, bei Kälte und trockener Luft. Klinische Zeichen sind eine umschriebene oder generalisierte kleieartige Schuppung der Haut v.a. an den Armen, Unterschenkeln und am seitlichen Stamm, verbunden mit trockenen, spröden Haaren, häufigem Juckreiz und Spannungsgefühl.

Abb. 1: Bei Seborrhö sollten intensive Entfettungsmaßnahmen vermieden werden, da ansonsten die Talgsekretion angeregt wird.

Allgemeine Maßnahmen

Die Haut sollte regelmäßig mit fetthaltigen Salben und Ölen (z.B. Jojobaöl), insbesondere nach Hautreinigung durch Seifen, rückgefettet werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte eine rückfettende Behandlung nur vorübergehend und gezielt eingesetzt werden. Zum Waschen sollten möglichst pH-neutrale Syndets und nicht schäumende Duschlotionen verwendet werden, für Schaumbäder sollten nur solche mit Rückfettungskomponenten wie z.B. Weizenkeimöl oder Sanddornfrüchteöl verwendet werden. Alkoholhaltige Externa sollten nur begrenzt und gezielt verwendet werden.

Phytotherapie zur äußeren Anwendung Kamillenblüten (Matricariae flos) Kamillenblüten enthalten 0,3–1,4% ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen (–)-α-Bisabolol, Chamazulen und über 15 Flavonderivate sowie Schleimstoffe. Sie wirken bei äußerlicher Anwendung antiphlogistisch, wundheilungsfördernd und antibakteriell und regen den Hautstoffwechsel an. Kontraindikationen und Interaktionen sind nicht bekannt, als Nebenwirkungen treten sehr selten Allergien auf. Als Darreichungsformen eignen sich halbfeste Zubereitungen entsprechend 3–10% Droge, bevorzugt sollten Salben verwendet werden (z.B. Chamo® Bürger Salbe, Kamillosan® Salbe, Matmille® N-Salbe), die ein- bis mehrmals täglich dünn aufgetragen werden. Bei schlechter Verträglichkeit von Salben eignen sich Cremes, z.B. Kamillosan® Creme. Bädern sollten selten genommen werden, ihnen sollte Kamillenöl zugesetzt werden, z.B. Kamillenbad Intradermi® Badezusatz flüssig. Zauberstrauchblätter/-rinde (Hamamelidis folium et cortex) Blätter und -rinde von Hamamelis virginiana L. enthalten u.a. Gerbstoffe und bis 0,5% ätherisches Öl. Sie wirken adstringierend, antiphlogistisch, juckreizstillend und wundheilungsfördernd. Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Interaktionen sind nicht bekannt. Als Darreichungsform eignet sich Salbe, die das Wasserdampfdestillat aus den frischen Blättern und Zweigen enthält. Als Fertigarzneimittel, das mit dieser Indikation klinisch erfolgreich geprüft wurde, eignet sich Hametum® Wund- und Heilsalbe, die 2 × tgl. auf die trockene Haut aufgetragen wird. Kombinationen mit anderen Phytopharmaka Kamillenöl kann mit anderen antiphlogistisch wirksamen fetten Ölen wie Ringelblumenblüten-, Johanniskraut- oder Stiefmütterchenkrautöl kombiniert werden. Als Fertigarzneimittel eignet sich Befelka-Hautoel.

Prof. Dr. med. Karin Kraft

Lehrstuhl für Naturheilkunde der Universität Rostock

Klinik und Poliklinik für Innere Medizin

Ernst-Heydemann-Str. 6

18057 Rostock

Email: karin.kraft@med.uni-rostock.de

Online

http://dx.doi.org/10.1055/s-0030-1262388

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