Aktuelle Neurologie 2011; 38(1): 1
DOI: 10.1055/s-0030-1266065
Editorial
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Schlaganfall in jungen und nicht ganz so jungen Jahren

Stroke in Youth and BeyondC.-W.  Wallesch1
  • 1BDH-Klinik Elzach GmbH, Klinik für Neurologische Rehabilitation
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Publication Date:
23 February 2011 (online)

Prof. Dr. med. C.-W. Wallesch

Ein juveniler Schlaganfall ist definiert als Schlaganfall bei unter 45-Jährigen Patienten. Jede Neurologin, jeder Neurologe weiß um diese Entität und weiß, dass das ätiologische Spektrum sich anders darstellt als bei Betroffenen in höherem Lebensalter. Die definierte Altergrenze von 45 ist willkürlich gezogen. Das Ursachenspektrum für juvenile Schlaganfälle verliert mit zunehmendem Alter zwar an Bedeutung, verdient aber weiter Beachtung. Bei herz- und gefäßgesunden über 45-Jährigen treten die a priori weniger wahrscheinlichen Erkrankungsursachen dann eben doch in der Vordergrund und die Neurologin, der Neurologe fragt sich, welche Erkrankungen sie / er mit welchem Ressourceneinsatz auszuschließen versucht.

Die abschließende Diagnostik der Schlaganfallsursachen erfolgt heute meist nicht mehr im Akutkrankenhaus, da für das Entwickeln und Abarbeiten eines diagnostischen Entscheidungsbaums die Zeit fehlt. Die diagnostischen Algorithmen müssen daher den weiterbehandelnden Ärzten, vor allem den in die Behandlung involvierten Neurologen, sei es in der Rehabilitation oder in der Niederlassung präsent sein und ständig aktualisiert werden. Hier erfüllt der Fortbildungsartikel von Krämer und Berlit (dieses Heft) eine wichtige Funktion. Er gibt eine breite Übersicht über die typischen Ursachen juveniler Schlaganfälle und hilft, Wissen aufzufrischen und zu organisieren. Die Verantwortung für einen Patienten liegt bei dem Arzt, mit dem ein Behandlungsvertrag besteht. Es ist also Aufgabe der weiterbehandelnden Neurologen in Rehabilitation und in Niederlassung zu prüfen, ob die ätiologische Diagnostik dem Stand der klinischen Wissenschaft entspricht. Dafür sind qualitativ hochwertige, vollständige und zeitnah verfasste Entlassungsberichte eine wichtige, Doppeldiagnostik und Doppeldenken vermeidende Basis (dies als Appell an unsere akutneurologischen Kollegen).

Die Herausgeber der Aktuellen Neurologie bemühen sich, in der Fortbildungsreihe auf solche Themen zu fokussieren, bei denen die Überprüfung und Neujustierung des eigenen Expertenwissens wegen der klinischen Bedeutung oder der wissenschaftlichen Entwicklung besonders wichtig erscheint. Der Fortbildungsartikel in diesem Heft gibt dafür ein gutes Beispiel.

Prof. Dr. med. C.-W. Wallesch

BDH-Klinik Elzach GmbH, Klinik für Neurologische Rehabilitation

Am Tannwald 1

79215 Elzach

Email: claus.wallesch@neuroklinik-elzach.de

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