Hintergrund: Repräsentative HPV-Prävalenz-Daten junger Frauen aus Deutschland fehlen. In Vorbereitung
einer deutschlandweiten Erhebung der HPV-Prävalenz mittels Selbstabnahme-Sets wurden
HPV-Genotypisierungen von Material aus Bürstenabstrichen mit vaginalen Selbstspülungen
verglichen. Methoden: Eingeschlossen wurden Frauen im Alter von 20–30 Jahren mit einem Termin zur Früherkennungsuntersuchung
(Screening-Gruppe) oder in einer Dysplasiesprechstunde (Dysplasie-Gruppe). Vor dem
Arzt-Termin wurden ein Selbstabnahme-Set zur vaginalen Spülung und ein Fragebogen
zu demographischen Angaben, Sexualverhalten, Krankengeschichte und Akzeptanz des Selbstabnahme-Sets
nach Hause geschickt. Spülprobe und ausgefüllter Fragebogen wurden vor dem Arzt-Termin
zurückgeschickt. Beim Gynäkologen wurde neben der Früherkennungsuntersuchung ein Bürstenabstrich
zur HPV-Analyse abgenommen. Spülprobe und Bürstenabstrich wurden nach PCR-Amplifikation
mittels Luminex-Technologie durchflusszytometrisch ausgewertet (16 high-risk und 9
low-risk HPV-Genotypen). Die Übereinstimmung der Ergebnisse wurde anhand der Interrater-Reliabilität
κ überprüft. Eine gute Übereinstimmung wurde bei einem κ ≥0,6 angenommen. Ergebnisse: Der Altersmedian der Teilnehmerinnen lag bei 25,6 Jahren. Vollständige Proben lagen
von 165 der 239 rekrutierten Teilnehmerinnen (69%) vor. HPV positiv waren 44% von
124 Teilnehmerinnen in der Screening-Gruppe und 73% von 60 Frauen in der Dysplasie-Gruppe.
Die Prävalenz der high-risk-HPV-Typen lag in der Screening-Gruppe bei 37% und in der
Dysplasie-Gruppe bei 68%. Die Übereinstimmung der Testergebnisse aus Abstrich und
Lavage lag bei κ=0,62 (Screening-Gruppe) bzw. κ=0,66 (Dysplasie-Gruppe). Nimmt man
die Kombination der positiven Befunde aus beiden Abnahmetechniken als Goldstandard,
lag die Sensitivität der Techniken bei 0,87 (Spülung) bzw. 0,74 (Abstrich) in der
Screening-Gruppe und bei 0,9 für beide Techniken in der Dysplasie-Gruppe. Zur Abfrage
der Akzeptanz der Selbstabnahme kreuzten alle Teilnehmerinnen auf einer 100mm langen
Skala (Null-Wert=sehr einfach) im Durchschnitt bei 17 (75% lagen unter 25) bzw. 27mm
(Null-Wert=komfortabel, 75% lagen unter 40). Schlussfolgerungen: Ergebnisse von HPV-Genotypisierungen aus Proben selbstdurchgeführter vaginaler Spülungen
und von Bürstenabstrichen sind miteinander vergleichbar. Die Methode der Selbstabnahme
ist akzeptiert, anwenderfreundlich und für eine bundesweite HPV-Prävalenzstudie einsetzbar.