Hintergrund: Bewegungsmangel gilt als wichtiger Faktor für gesundheitliche Beeinträchtigungen
bei Kindern. Defizite in der physischen, sozialen, mentalen und emotionalen Entwicklung
sind die Folge. Konzepte und Programme zur Verbesserung dieser durch Bewegungsmangel
gekennzeichneten Ausgangslage müssen entwickelt und erprobt werden. Ziel der vorliegenden
Interventionsstudie war es, auf kommunaler Ebene sowohl durch verhaltenspräventive
Maßnahmen wie auch durch organisatorische und den Freiraum betreffende Veränderungen
die Kindergesundheit zu fördern. Methoden: Ca. 280 Kinder im Einzugsgebiet von je zwei Grundschulen in Göttingen und München
mit vorwiegend sozial benachteiligter Bevölkerungsstruktur bildeten die Zielgruppe.
Als Kooperationspartner waren die Schulen und leitenden kommunalen Einrichtungen beteiligt.
Einmal im Monat erfolgten im Schulunterricht Bewegungs- und Spielaktionen auf Freiflächen
im Wohngebiet (Verhaltensprävention). Weiter wurden regelmäßig in den beiden Wohngebieten
Bewegungsaktivitäten am Nachmittag angeboten. Unter Beteilung von Personen mit Engagement
für Kindergesundheit (z.B. Lehrer, Eltern, Vertreter von Sportvereinen und religiösen
Einrichtungen) wurden Kontaktgruppen in den Wohngebieten gebildet, die Verbesserungsvorschläge
zur Freiraumsituation erarbeiteten und an deren Umsetzung mitwirkten. Bewegungsverhalten
und gesundheitliche Entwicklung der Kinder wurde durch eine Fragebogenerhebung zu
Beginn und am Ende des Projekts erfasst. Ergebnisse: Die organisatorisch-strukturellen Maßnahmen führten in Verbindung mit der Verwaltung
und den Wohnungsbaugesellschaften zu konkreten Veränderungen und bewegungsverbessernden
Maßnahmen. Die Fragebogenerhebung erbrachte Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen
Wohlbefinden, bzw. gesundheitlichen Beeinträchtigungen einerseits und dem Bewegungsverhalten,
dem Sozialverhalten und der Freiraumorientierung andererseits. Kinder mit selbstberichteten
gesundheitlichen Beeinträchtigungen hielten sich signifikant weniger häufig mit Gleichaltrigen
im Freien auf und bewerteten ihre Wohngegend als weniger guten Lebensraum. Das Bewegungsverhalten
als Mittel zur Kompensation von emotionalem Stress war negativ mit Süßigkeitenkonsum
und positiv mit der Häufigkeit von Sozialkontakten zu Gleichaltrigen korreliert. Schlussfolgerungen: Die Studie erbrachte signifikante Zusammenhänge zwischen gesundheitlichem Befinden
oder Bewegungsverhalten und der Bewertung von Wohnbedingungen und der sozialen Beteiligung.
Sie lieferte Ansatzpunkte für eine nachhaltige Förderung der Kindergesundheit auf
dem Gebiet des Bewegungsverhaltens.