Hintergrund: Hohe Frühgeburtenraten sind trotz medizinischer Verbesserungen ein quantitatives
Problem in der BRD. Die Frühgeburtenrate lag zwischen 2001–2008 durchschnittlich bei
8,1%. Die Ursachen können einen medizinischen Hintergrund haben, aber Frühgeburtlichkeit
kann auch durch soziale Faktoren beeinflusst werden. Migranten haben oft einen niedrigen
Sozialstatus und sind physisch und psychisch durch Migration belastet. Insgesamt hatten
18,6% der Bevölkerung in der BRD 2005 einen Migrationshintergrund. 11% der Frauen
in Niedersachsen hatten 2005 eine eigene Migrationserfahrung. Der Anteil der Geburten
(2005) mit einem anderen Herkunftsland der Mutter als Deutschland lag in Niedersachsen
bei 16,8%. Migrantinnen sind relevant für das klinisch-geburtshilfliche Setting. Studiendesign: Die Niedersächsischen Perinatalerhebungen der Jahre 2001–2008 dienen als empirische
Grundlage. Alle Lebendgeburten mit einem Gestationsalter von <37. SSW p.m. werden
in einer Studie in Bezug auf das Herkunftsland der Mütter betrachtet. Bei den Frühgeborenen
wird differenziert zwischen sehr frühen Frühgeborenen (<32. SSW) und extrem frühen
Frühgeborenen (<28. SSW). Der Fokus liegt auf Frauen aus „Osteuropa“ und dem „Mittleren
Osten, Nordafrika“. Als Vergleichsgruppe werden Frauen ohne Migrationshintergrund
mit dem gleichen sozioökonomischen Status herangezogen. Forschungsfragen Ist Frühgeburtlichkeit
in Niedersachsen ein Problem sozialer Lagen? Lässt sich Frühgeburtlichkeit differenziert
nach Migrationshintergrund darstellen? Lässt sich auch in Niedersachsen ein Phänomen
ähnlich dem US-amerikanischen „Latina Paradox“ nachweisen? Haben Osteuropäerinnen
eine höhere Frühgeburtenrate als deutsche Frauen und Frauen aus dem Mittleren Osten,
Nordafrika? Nutzen Frauen mit niedrigem sozioökonomischem Status in Niedersachsen
die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft weniger als Frauen mit höherem sozioökonomischem
Status? Nutzen Frauen aus Osteuropa aufgrund geringerer Sprachbarrieren Vorsorgeuntersuchungen
sowie Frauen ohne Migrationshintergrund die Schwangerschaftsvorsorge häufiger als
Migrantinnen aus dem Mittleren Osten? Ziele: Die Ergebnisse der Untersuchung sollen einen Beitrag dazu leisten, die Ätiologie
der Frühgeburtlichkeit unter sozialwissenschaftlichem Blickwinkel besser zu ergründen.
Möglicherweise können auch Protektiv-Faktoren für Migrantinnen und auch für deutsche
Frauen aufgezeigt werden. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zur Senkung der Frühgeburtlichkeit
leisten.