ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2010; 119(9): 448-449
DOI: 10.1055/s-0030-1267337
Colloquium

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Interview mit Dr. Keiner – Mein Politurweg

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Publication Date:
22 September 2010 (online)

 

In der Kirchberg-Klinik, Andernach, treffen Zahnmedizin, Schönheitschirurgie und ambulante Operationen umfassend aufeinander. Patienten werden hier für höchste ästhetische Ergebnisse sensibilisiert und Dr. Markus Keiner weiß: Erst mit der richtigen, aufeinander abgestimmten Auswahl von Kompositen, Schichttechnik, geeigneter Formgebung und Politur erhalten die Restaurationen wirklichen Glanz und lang anhaltende Funktion. Der Ästhetik-Spezialist beschreibt, warum das Compo System (Komet/Gebr. Brasseler) für ihn der effizienteste Weg zum Ziel ist.

? Herr Dr. Keiner, was bedeutet für Sie der letzte Arbeitsschritt - die Politur - bei einer Komposit-Restauration grundsätzlich?

Dr. Keiner: Sie ist der krönende Abschluss. Andererseits steckt hinter diesem Arbeitsschritt aber auch ganz viel Funktion: So bleibt eine Füllung, die speziell an den Rändern professionell ausgeführt wurde, wesentlich länger erhalten. Plaqueanlagerungen, Verfärbungen und Karies treten weniger häufig auf. Für den Approximalbereich spielt die Politur auch eine große parodontal-prophylaktische Rolle: Jeder überstehende Füllungsrand stellt ja eine iatrogene Reizung dar, die auch durch Hygienemaßnahmen nicht in den Griff zu bekommen ist. Wenn Patienten aufgrund insuffizienter Füllungsränder bei mir Hilfe suchen, dann bin ich meist geneigt, die gesamte Füllung zu erneuern - in meinem umfassenden Verständnis für die Zahnmedizin kann ich nur dann voll und ganz hinter der Behandlung stehen.

? Sof-Lex, OptiDisc, Super-Snap - auf dem Markt tummeln sich zahlreiche Poliersysteme. Was war Ihnen als Ästhetik-Spezialist bei der Suche nach dem richtigen System wichtig?

Dr. Keiner: Mir schien es essenziell, extrem flexible und dünne Polierscheiben zu finden. Außerdem wollte ich die Anzahl der Polierschritte so gering wie möglich halten. Mit dem Einstieg ins Compo System fand ich diese Kriterien erfüllt und muss heute über mein Verhalten nach dem 1. Einsatz lachen: Wie ein Eichhörnchen hortete ich die beidseitig belegten, blauen Polierscheiben in einer Schublade, um sie erst einmal vor dem Zugriff der Kollegen zu verstecken. Mit keinem Instrument zuvor konnte ich die Approximalkontakte so perfekt ausarbeiten! Schnell bestückte ich jedoch jedes Behandlungszimmer mit einer Systempackung, dem Set 4416, denn selbstverständlich sollten auch die Kollegen von den selbsterklärenden Vorteilen des Systems profitieren.

? Wie viele Polierschritte brauchen Sie also in der Regel?

Dr. Keiner: Nach dem Legen der Füllung gehe ich über in die Feinausarbeitung mit Hartmetallfinierern, um bei Seitenzahnrestaurationen die finale Fissur festzulegen und bei einer flächenhaften Gestaltung die Übergänge vom Füllungsmaterial zum Zahn möglichst unsichtbar zu ziehen. Hierfür eignen sich die Q-Finierer von Komet/Gebr. Brasseler sehr gut. Bedingt durch eine speziell auf die Komposit-Bearbeitung abgestimmte Querhieb-Verzahnung ermöglichen sie eine effiziente Ausarbeitung der Restauration. Durch relativ große Anschrägungen erreiche ich, dass sich das Glanzprofil vom Zahn in den Füllungsbereich überträgt. Damit ziehe ich die Licht- und Schattenbildung in die Füllung hinein und verdecke dadurch eindeutige Ränder - die Füllung wird quasi unsichtbar. Rauigkeiten und Strukturen lasse ich für das natürliche Erscheinungsbild bewusst stehen. Dann folgen die beidseitig belegten, blauen Polierscheiben (CompoClip CC1M) des Compo Systems. Mit unseren Patientenzahlen und dem ästhetischen Anspruch in der Kirchberg-Klinik verbrauchen wir die genannten Produkte inzwischen wie "geschnitten Brot". Komet bietet noch feinere (rote und weiße) Polierscheiben an, die mir persönlich aber schon zu fein arbeiten. Hier greife ich lieber zu den mit Siliziumkarbid durchsetzten Bürsten, die bei Komet/Gebr. Brasseler in 3 Formen erhältlich sind: Kelch, Pinsel oder flache Form.

? Wie erleben Sie die Effizienz der beidseitig belegten Polierscheiben, den sog. CompoClips?

Abb. 1 Compo-System-Set 4416.

Abb. 2 Q-Finierer H134Q beim Konturieren der Labialfläche.

Dr. Keiner: Früher musste ich beim Polieren die Aufsätze sukzessive wechseln und stieß mit den vergleichsweise dicken Scheiben in den Zwischenräumen schon mal an die Grenze - und hatte ungewollt eine kleine Stufe produziert! Also musste ich in einem weiteren Arbeitsschritt Nacharbeiten. ... mit den dünnen und flexiblen CompoClips passiert mir das nicht mehr, sie funktionieren "schiebend" mit der Stirnseite als auch "ziehend" mit der Rückseite. Das erlaubt mir - ohne Wechsel der Polierscheibe - sowohl die Labial- als auch die Palatinalseite des zu bearbeitenden Zahnes in einem Arbeitsgang zu polieren. Mir gefällt außerdem extrem gut, dass ich je nach Geschwindigkeit und Anpressdruck die Effizienz der CompoClips selbst regulieren kann: Drücke ich stark an, kann ich z. B. Schneidekanten distal abrunden, Approximalbereiche perfekt ausarbeiten, Konturen schaffen und matrizenbedingte Füllmaterialüberstände reduzieren. Drücke ich hingegen nur sanft auf, ja arbeite vielleicht auf tupfende Weise, dann kann ich mit den CompoClips extrem feine Akzente setzen. Ich setze die Scheiben übrigens auch erfolgreich bei Keramik- oder Goldinlays ein.

Die Kollegen sollten sich immer bewusst sein, dass sie die CompoClips nur 1-malig benutzen dürfen. Doch wer im hochwertigen Füllungsbereich arbeitet, kann das immer entsprechend in die Kalkulation mit einfließen lassen. Ich verwende die Einmalartikel gegenüber dem Patienten als sehr gutes Verkaufsargument. So kann es bei mir schon vorkommen, dass ich für einen hochwertigen Eckenaufbau 3-5 Polierscheiben verbrauche.

Abb. 3 Ziehendes Ausarbeiten der Palatinalfläche und Inzisalkante mit dem CompoClip CC1M.

Abb. 4 Effiziente Ausarbeitung der Approximalflächen mit nur 1 CompoStrip, der 3 Körnungen auf 1 Streifen vereint.

? Setzen Sie auch die Polierstreifen, die CompoStrips, für die approximale Politur ein?

Dr. Keiner: Ja, gerne, denn da bei den CompoStrips alle 3 Körnungen auf einem Streifen untergebracht sind, entfällt der ständige Wechsel zum nächsten Streifen. Sie vereinigen 3 Polierstreifen in einem und bieten vom Anfang bis zum Ende "grip" - das spart mir unglaublich viel Zeit. Ich kenne kein Konkurrenzprodukt, bei dem die Polierstreifen für die approximale Ausarbeitung von Komposit-Frontzahnrestaurationen so konzipiert sind, dass dieses in einem Schritt möglich wäre.

? Jeder möchte beim Polieren Verfärbungen und Beschädigungen der Restaurationen tunlichst vermeiden. Ist das Komet-Mandrell diesbezüglich sicher?

Dr. Keiner: Jeder Kollege wird das Problem kennen: Wenn ein Metall-Mandrell mit der Restauration direkt in Berührung kommt, kann dies zu Rillen, Verfärbungen, ja vielleicht noch unschöneren Unfällen führen, die uns zwingen, in der Politur mindestens 1 Schritt zurückzugehen und wieder etwas Grobes einzuspannen. Das Komet-Mandrell (REF: 310.204) hingegen kann gar nicht durchtreten, weil es durch die CompoClips vollständig abgedeckt ist.

? Beschreiben Sie das "Hindurchsehen" durch die Polierscheiben beim Poliervorgang!

Dr. Keiner: Die Polierscheiben sind nur punktuell belegt und ermöglichen dadurch freie Sicht auf die zu polierende Fläche - ich erlebe jedes Mal die perfekte Blickkontrolle! Dabei ist die Polierwirkung übrigens genauso effizient wie bei vollflächiger Belegung. Außerdem wirken die Scheiben dadurch sogar noch etwas flexibler - dadurch bleibt z. B. die so wichtige eckige Form von Schneidezahnkanten erhalten und sie passen sich perfekt der Konvexität von Molaren und Prämolaren an.

? Das Compo System bedient mit seinen CompoClips die Glattflächen, mit den CompoStrips die Interdentalflächen. Wie behandeln Sie aber die Okklusalflächen?

Dr. Keiner: Komet bietet hierfür gelbe, mit ultrafeinem Diamantkorn durchsetzte Komposit-Polierer an. Ich meine, dass die Instrumentenhersteller uns immer Optionen an die Hand geben. Doch jeder Anwender muss seinen eigenen Polierweg finden. Oft hat das Handling selbst schon großen Einfluss auf die Oberflächengüte. Mein individueller Weg für Okklusalflächen: Im Seitenzahnbereich die blauen CompoClips für die Höcker, bei Fissuren die Q-Finierer. Abschließend setze ich die siliziumkarbidurchsetzten Bürsten ein.

Vielleicht noch ein Tipp für die Kollegen: Der Feuchtigkeitsspiegel verfälscht ja oft unser Ergebnis - selbst unter der Lupenbrille, wie ich sie grundsätzlich trage. Am Ende puste ich deshalb jede Restauration trocken und nur wenn dann immer noch ein einheitlicher Hochglanz existiert, bin ich mit meiner Arbeit zufrieden.

! Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Dorothee Holsten.

Korrespondenzadresse

Dr. Markus B. Keiner

Schwerpunkte: Ästhetische Zahnmedizin, Implantologie

Kirchberg Klinik

Rennweg 68

56626 Andernach

Email: m.keiner@zahnklinik-andernach.de

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