Z Gastroenterol 2010; 48 - K15
DOI: 10.1055/s-0030-1267665

Diagnose von atypischer Mykobakteriose im Darm durch den Einsatz der konfokalen Laserendomikroskopie

C Neufert 1, A Agaimy 2, J Wacker 3, D Muskoski 1, Y Zopf 1, MF Neurath 1, M Raithel 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • 2Pathologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • 3Medizinische Klinik 3, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany

Durch die konfokale Laserendomikroskopie lässt sich ein virtueller histologischer Befund in Echtzeit erheben. Jedoch sind die Erkrankungen, bei denen ein direkter diagnostischer Nutzen gezeigt werden konnte, bislang begrenzt. Hier berichten wir den Fall einer jungen Frau mit schwerem Malassimilationssyndrom, bei der die Laserendomikroskopie wichtige morphologische Details für die Diagnose einer atypischen Mykobakteriose lieferte.

Eine 27-jährige Frau afrikanischer Abstammung, wohnhaft in Deutschland seit mehreren Jahren, stellte sich in der Klinik vor und berichtete über Übelkeit, wässrige Durchfälle, Gewichtsverlust und „schwere Beine“. In der klinischen Untersuchung zeigte sich eine kachektische Patientin in reduziertem Allgemeinzustand mit symmetrischen Knöchelödemen. Laborchemisch fielen eine ausgeprägte Panzytopenie sowie eine Hypalbuminämie auf. Zur Diagnostik der gastrointestinalen Beschwerden wurde eine ÖGD einschließlich Narrow Band Imaging durchgeführt, bei der sich das Bild einer schweren Duodenitis bot.

Zur weiteren Beurteilung der Darmwand wurde eine Laserendomikroskopie durchgeführt, bei der sich eine schwer beschädigte Schleimhautarchitektur mit ausgeprägter Zottenatrophie und Kryptenhyperplasie nachweisen ließ. Zudem wurden wichtige Erkenntnisse zur zellulären Zusammensetzung der Submukosa gewonnen, wo sich endomikroskopisch eine massive Infiltration von Rundzellen zeigte. In nachfolgenden Untersuchungen imponierten diese als Schaumzell-Makrophagen, und Spezialfärbungen (u.a. Ziehl-Neelsen) wiesen intrazellulär säurefeste Stäbchen nach. Weitere, einschließlich molekularbiologischer Untersuchungen von Gewebsproben aus dem Duodenum und anderen Organen erbrachten eine disseminierte atypische Mykobakteriose mit M. avium intracellulare, wobei als immunsupprimierende Ursache eine HIV-Infektion vorlag.

Unsere Arbeit demonstriert die Laserendomikroskopie als wertvolle Ergänzung in der gastroenterologischen Diagnostik zur Erhebung eines histologischen Echtzeit-Befundes bei atypischer Mykobakteriose.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung sprechen für einen direkten Nutzen der Laserendomikroskopie zur Differenzialdiagnose von Malassimilationssyndromen, insbesondere bei Immunsupprimierten.