Z Gastroenterol 2010; 48 - K21
DOI: 10.1055/s-0030-1267671

Peutz-Jeghers-Polyp oder Peutz-Jeghers-Syndrom?

S Groß 1, N Reißmann 1, J Müller 2, W Scheppach 1
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Juliusspital Würzburg
  • 2Pathologisches Institut, Universität Würzburg

Ein 52-jähriger Patient wurde uns zur Abtragung eines auswärts nachgewiesenen Duodenalpolypen zugewiesen. Ambulant waren bereits 5 Kolonpolypen abgetragen worden (histologisch tubuläre Adenome bzw. hyperplastische Polypen). Der Patient berichtete, dass seit dem 35. Lebensjahr bereits wiederholt Kolonpolypen nachgewiesen worden seien.

Bei der Ösophagogastroduodenoskopie zeigte sich ein breitbasiger, ca. 12mm großer Polyp im distalen Bulbus duodeni. Die histologische Untersuchung des abgetragenen Polypen ergab den typischen Befund eines Peutz-Jeghers-Polypen. Zum Ausschluss eines Peutz-Jeghers-Syndroms wurde daher eine weitere Abklärung mittels MRT-Untersuchung des Dünndarms und Doppelballonenteroskopie veranlasst. Hierbei konnten jedoch keine weiteren Polypen im Dünndarm nachgewiesen werden. Bei der klinischen Untersuchung waren keine Pigment-flecken aufzufinden, auch bestand keine positive Familienanamnese für das Peutz-Jeghers-Syndrom.

Die Diagnose eines Peutz-Jeghers-Syndroms kann gestellt werden, wenn histologisch mindestens zwei harmatomatöse Polypen im Gastrointestinaltrakt nachgewiesen werden oder ein harmatomatöser Polyp zusammen mit typischen Pigmentflecken oder bei positiver Familienanamnese für das PJS auftritt. Bei unserem Patienten ergab sich somit kein Anhalt für das Vorliegen eines Peutz-Jeghers-Syndroms, so dass dem Patienten die übliche Nachsorge nach Abtragung von Kolonadenomen (Kontrollkoloskopie 3 Jahre nach Abtragung) empfohlen wurde. Aufgrund des Duodenalpolypen sollte zusätzlich zur Koloskopie auch eine ÖGD-Kontrolle erfolgen.