Berichtet wird über einen 49-jährigen Patienten mit langjährig bekanntem M. Crohn
unter Mesalazintherapie, der nach Fieberschüben bis 40°C im Verlauf blutige Diarrhoe
mit Abdominalkrämpfen und Gewichtsverlust entwickelte.
Eine HIV-Infektion wurde serologisch erstdiagnostiziert, wobei die CD 4-Zellzahlen
nicht unter 300/µl lagen. Ebenfalls lagen serologisch Hinweise auf eine akute CMV-Infektion
vor. Koloskopisch zeigte sich bei wiederholten Untersuchungen eine zunächst gering
ausgeprägte, später zunehmende segmentale Kolitis im Colon ascendens und im Rektosigmoid,
histologisch vereinbar mit dem Bild einer aktiven chronisch-entzündlichen Darmerkrankung
und einer CMV-Kolitis.
Bei unklarer Genese der Durchfallsepisoden war bereits im Hinblick auf den bekannten
M. Crohn eine Glucocorticosteroidtherapie systemisch wie topisch ohne Effekt auf das
klinische Bild erfolgt. Bei protrahiertem Verlauf wurde unter der Verdachtsdiagnose
der CMV-Kolitis eine 14-tägige Therapie mit Ganciclovir ohne Besserungstendenz durchgeführt.
Erst nach Einleitung einer antiretroviralen Kombinationstherapie mit Truvada (Tenofovir/Emtricitabin),
Reyataz (300mg tgl) und Norvir (100mg tgl) heilte die Kolitis ab.
Betrachtet man isoliert die CD 4-Zellzahl als Surrogatparameter, so war bei dem Patienten
zu keinem Zeitpunkt eine zelluläre Abwehrschwäche eingetreten, welche eine Disposition
für das Auftreten opportunistischer Darminfektionen dargestellt hätte. Jedoch ist
eine CMV-Kolitis bei Primärinfektion auch bei immunkompetenten Personen, gerade im
vorgeschädigten Darm bei chronisch-entzündlicher Darmerkrankung, beschrieben. Für
eine HIV-assoziierte Enteropathie wäre das Bild weniger typisch, ist differenzialdiagnostisch
aber zu diskutieren. Aus dem Verlauf heraus ist jedoch bemerkenswert, dass letztendlich
eine Besserung erst nach Einleitung einer antiretroviralen Therapie zu erkennen war,
was für ein komplexeres Krankheitsgeschehen spricht, bei dem die ursprüngliche Darmerkrankung
im Hintergrund steht.