Fallbericht: Ein 60-jähriger Patient mit vorbekannter äthyltoxischer Leberzirrhose wurde uns auf
Grund des V.a. einer unteren gastrointestinalen Blutung bei Hämatochezie und Hb-Abfall
aus einem auswärtigen Krankenhaus zuverlegt. Eine dort erfolgte ÖGD sowie Koloskopie
hatte keinen definitiven Nachweis einer Blutungsquelle gezeigt.
Bei Aufnahme war der Patient Kreislauf- sowie Hb-stabil. Es ergab sich klinisch kein
Hinweis für eine aktive gastrointestinale Blutung. Am Folgetag erfolgte die erneute
Durchführung einer ÖGD, die weiterhin keine Blutungsquelle zeigte, sowie einer Koloskopie.
Hier zeigte sich im Bereich der linken Kolonflexur eine ca. 5cm lange exophytische
Schleimhautprotusion, zentral ulceriert, mit einem Koagel belegt, als mögliche Blutungsquelle,
jedoch nicht aktiv blutend.
Nach fünf blutungsfreien Tagen entwickelte der Patient eine erneute massive Hämatochezie.
In der CT-Diagnostik zeigte sich eine Blutung aus einem Pseudoaneurysma der Milzarterie
mit arterio-enteraler Fistel bei ausgeprägter chronischer Schwanzpankreatitis. Bei
im Verlauf nicht sistierender Blutung entwickelte der Patient einen hämorrhagischen
Schock, so dass eine Hochdosis-Katecholamintherapie sowie Massentransfusion von Blutprodukten
zur Stabilisierung des Kreislaufs notwendig wurde. Um die arterielle Blutung zu stoppen,
wurde erfolgreich ein angiographisches Coiling der Milzarterie durchgeführt. Bedauerlicherweise
entwickelte der Patient dennoch ein schockbedingtes Multiorganversagen, an dem er
12 Stunden später verstarb.
Schlussfolgerung: Wie unser Fall zeigt, können peripankreatische Pseudoaneurysmata eine lebensbedrohliche
Komplikation einer chronischen Pankreatitis darstellen und sich durch eine gastrointestinale
Blutung bemerkbar machen. Bei entsprechender Anamnese sollte in diesen Fällen somit
frühzeitig die Durchführung eines Mehrzeilen-Spiral-CTs mit arterieller Phase zur
weiteren Diagnostik und Blutungsquellensuche erfolgen.