Z Gastroenterol 2011; 49 - V1_01
DOI: 10.1055/s-0030-1269515

Neuropeptid Y (NPY)-vermittelte Korrektur der verstärkten vaskulären sympathoadrenergen Desensibilisierung des mesenterialen Gefäßbettes bei experimenteller portaler Hypertension

P Dietrich 1, L Moleda 2, J Schoelmerich 3, R Wiest 3
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Klinikum der Universität Regensburg, Regensburg
  • 2Department of Internal Medicine I, University of Regensburg, Regensburg
  • 3Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I der Universität Regensburg, Regensburg

Hintergrund und Ziel: Die bei Leberzirrhose auftretende splanchnische arterielle Vasodilatation ist pathophysiologisch entscheidend für die hämodynamische Dysregulation. Inwiefern die hierbei auftretende kompensatorische, exzessive sympathoadrenerge Stimulation zu einer vaskulären Desensibilisierung führt und welche Rolle hierbei der sympathische Neurotransmitter NPY spielt, ist bisher nicht bekannt. Methoden: Am Modell der portal-venösen Ligatur (PVL) bzw. CCl4-induzierter Leberzirrhose (LZ) und Sham-operierten Kontrolltieren (Sham) wurde das mesenteriale Gefäßbett in-vitro perfundiert. Eine Desensibilisierung wurde durch repetitive, periarterielle sympathische Nervenstimulation (50V, 1ms, 30 sec.) herbeigeführt und nach Inkubation mit NPY (50nM) erneut untersucht (2. Perfusionszyklus). Ergebnisse: Der maximal erreichte nerval-stimulierte Perfusionsdruck (Gefäßkontraktilität) und der zum Ende der Stimulationsserie noch vorliegende minimale Perfusionsdruck lag bei PVL und LZ-Tieren signifikant niedriger als bei Sham-Tieren (Tab.1). Die Minderung des erzielbaren Perfusionsdrucks infolge repetitiver Nervenstimulation (Prozent vom Peakwert; Ausdruck der Desensibilisierung) fand sich bei PVL- und LZ-Tieren signifikant verstärkt im Vergleich zu Sham-Tieren (Tab.1). In Anwesenheit von NPY fand sich kein signifikanter Unterschied mehr zwischen den Gruppen hinsichtlich der Perfusionsdrücke. Dabei zeigten portal-hypertensive Tiere nicht aber Sham-Tiere eine markante NPY-vermittelte Steigerung der Gefäßkontraktilität und Verbesserung der Gefäßsensibilität. Schlussfolgerungen: Bei portaler Hypertension weist das mesenteriale Gefäßbett eine Hypokontraktilität und verstärkte Desensibilisierung unter sympathischer Nervenstimulation auf. NPY führt zu einer Wiederherstellung der Gefäßkontraktilität und –Sensibilität für sympathische Nervenstimulation bei portal hypertensiven Tieren und könnte daher ein neues therapeutisches Agens bei portaler Hypertension darstellen.

Table1

* p<0.05 und ** p<0.01 vs. Sham

Gruppe/
Parameter

Perfusionsdruck-Max.
(mmHg)

Perfusionsdruck-Min.
(mmHg)

Druckabfall von Max. absolut (mmHg)

Druckabfall von Max. in Prozent (%)

Sham

140.6±12.9

102.8±30.3

37.8±23.3

28.9±17.3

PVL

99.4±16.1**

44.5±8.8**

54.9±25.2

55.3±26.2*

Zirrhose

81.8±10.2**

45.2±12.3**

36.5±13.8

44.7±15.6*