Z Gastroenterol 2011; 49 - P4_34
DOI: 10.1055/s-0030-1269689

Einfluss des CCR5D32 Genotyps auf spontanen Verlauf der HCV-Infektion und prädiktiven Wert des IL28B-Polymorphismus in der Ostdeutschen Anti-D-Kohorte

J Nattermann 1, J Timm 2, HD Nischalke 1, A Olbrich 2, T Berg 3, H Wedemeyer 4, M Wiese 5, M Roggendorf 2, T Sauerbruch 1, U Spengler 1
  • 1Medizinische Klinik I, Universität Bonn, Bonn
  • 2Institut für Virologie, Universität Essen, Essen
  • 3Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universität Leipzig, Leipzig
  • 4Abt. Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 5Hepatologische Schwerpunktpraxis, Leipzig

Einleitung: Der IL28B C/T-Polymorphismus (rs1297860) zeigt eine starke Assoziation mit dem Spontanverlauf der Hepatitis C Virus(HCV)-Infektion. Die CCR5D32 Mutation scheint den natürlichen Verlauf der HCV-Infektion ebenfalls zu beeinflussen, allerdings wird dies kontrovers diskutiert. In der vorliegenden Arbeit wurde anhand der Ostdeutschen Anti-D-Kohorte ein möglicher Zusammenhang zwischen beiden Polymorphismen untersucht. Methoden und Patienten: 341 Frauen aus der Ostdeutschen Anti-D-Kohorte, die über Immunglobuline mit einem identischen HCV-Isolat (Genotyp 1b) infiziert worden waren, wurden in die Studie eingeschlossen. Hierunter waren 225 Patienten mit einer chronischen und 116 Frauen mit einer spontan ausgeheilten HCV-Infektion. Die IL28B- und CCR5-Genotypen wurden mittels LightCycler rt-PCR bestimmt und mit dem Verlauf der Infektion korreliert. Ergebnisse: IL28B CC, CT und TT Genotypen fanden sich bei 38%, 49% bzw. 13% der Patientinnen mit einer entsprechenden Ausheilungs-Rate von 53%, 24% und 13% (Chi2=37.2, p=8,6×10–9). CCR5 WT/WT, WT/D32 und D32/D32 Genotypen wurden bei 74%, 25% und 1% der Patientinnen beobachtet mit einer korrespondierenden Ausheilungs-Rate von 38%, 24% und 0% (Chi2=7.7, p=0,021). In einer multivariaten Regressionsanalyse wurden sowohl der CCR5- (OR 2.3, p=0,006; WT/WT vs. D32) als auch der IL28B-Polymorphismus (OR 4.2, p=5,2×10–9; C/ C vs. non-C/C) als unabhängige Prädiktoren für eine Spontanausheilung identifiziert. Obwohl die Verteilung beider Polymorphismen nicht miteinander korrelierte, zeigte sich in einer Subgruppen-Analyse, dass der IL28B Polymorphismus nur bei Frauen mit einem homozygoten CCR5-Wildtyp ein Prädiktor für eine spontane HCV-Elimination war. Schlussfolgerung: Beide Gen-Varianten (IL28B rs1297860 und CCR5D32) sind unabhängige prognostische Prädiktoren für einen selbstlimitierenden Verlauf der HCV-Infektion. Allerdings ist die Vorhersagekraft des IL28B Polymorphismus auf Patienten ohne CCR5D32-Mutation beschränkt.