Zusammenfassung
Ausgehend von persönlichen Erfahrungen des Autors als Leiter von Balintgruppen und als Moderator von Reflektierten Kasuistiken nach Thure von Uexküll wird der Versuch unternommen, beide Methoden einander gegenüberzustellen. Für beide Methoden werden die Entstehungsgeschichte, der theoretische Hintergrund und die praktische Durchführung beschrieben und diskutiert. Die Balintgruppenmethode wird vor dem theoretischen Hintergrund der Psychoanalyse betrachtet. Die Reflektierte Kasuistik wird dargestellt als praktische Umsetzung einer Integrierten Medizin nach Thure von Uexküll auf der Basis der theoretischen Grundlagen Konstruktivismus, Systemtheorie, Biosemiotik. Abschließend werden beiden Methoden als wertvolle gegenseitige Ergänzungen sowohl für die Überwindung des Dualismus in der Heilkunde als auch für die Forschung und Lehre gewertet.
Abstract
Personal experience of the author as a leader of Balintgroups as well as a moderator of “Reflected Casuistry” according to Thure von Uexküll lead to the attempt to put both methods in contrast to each other. After the description of history, theoretical backgrounds and practical procedures both methods are being discussed critically. The role of psychoanalysis as the theoretical background for Balintwork is being reflected on. “Reflected Casuistry” is being described as a practical realisation of „Integrated Medicine” according to Thure von Uexküll, based on constructivism, theory of systems and biosemiotics. In conclusion both methods are judged as valuable complementaries for overcoming dualism in medicine as well as for training and research.
Schlüsselwörter
Dualismus - Balintgruppe - reflektierte Kasuistik nach Thure von Uexküll - Konstruktivismus - Systemtheorie - Biosemiotik
Key words
dualism - balintwork - “reflected casuistry” according to Thure von Uexküll - constructivism - theory of systems - biosemiotics
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Dr. med. P. Herzog
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie · Facharzt für Allgemeinmedizin
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