Zentralbl Chir 2012; 137(1): 95
DOI: 10.1055/s-0031-1271588
Kommentar

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Erwiderung auf den Kommentar von Frau Dr. Körber zum Artikel „Frauen in der Chirurgie – Lust oder Last“

Reply to the Comments of Dr. Körber about the Article “Women in Surgery – Pleasure or Burden”C. Stroh1
  • 1SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Gera, Deutschland
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Publication Date:
16 February 2012 (online)

Sehr geehrte Frau Dr. Körber, 

vielen Dank für die Anmerkungen zum Artikel „Motivation von Frauen in der Chirurgie – Lust oder Last“, die ich mit Interesse gelesen habe. 

Ihre Betonung einer Reflexion der „männlichen Lobby“ werden von mir – aus eigener Erfahrung – nicht geteilt. Es ist meiner Meinung nach zu bedenken, dass der Anteil an Chirurginnen erst in den letzten 10 Jahren deutlich angestiegen ist. Gerade die Generation an Ärztinnen, die sich vor mehr als 15 Jahren das Ziel gestellt hat, Chirurgin zu werden, hat eine gewisse „männliche“ Lobby benötigt, um überhaupt die Akzeptanz des Berufswunsches Chirurgie zu erhalten. Hierbei meine ich eine Lobby im positiven Sinn. Zu diesen gehören letztlich die Professoren und Chefärzte, die es uns durch direkte und indirekte Unterstützung ermöglicht haben, unser Berufsziel umzusetzen. Sie haben zunehmend gelernt, Frauen als vollwertige Kolleginnen zu sehen und sie ohne Abstriche in der Chirurgie einzusetzen. Jedoch sind in den meisten chirurgischen Klini­ken Frauen noch immer in einer deut­lichen Minderheit. Trotz allem sind „Quotenregelungen“ strikt abzulehnen, da diese nicht zu einer Erhöhung von Expertise und Kompetenz führen. 

Familienfreundlichere Arbeitsbedingungen sind insbesondere unter den Bedingungen des ubiquitären Ärztemangels ein Problem. Hier geht es nicht mehr nur um Frauen. Immer mehr der Studentinnen und Studenten suchen sich bereits einen Arbeitsplatz außerhalb der Kliniken. Hier geht es schon lange nicht mehr nur um die Akademikerinnen oder Chirurginnen. Als Ergebnis einer von männlichen Kollegen unlängst dazu geführten Diskussion, sehen diese darin ein erhebliches Problem für die Rekrutierung des Nachwuchses in unserem Fachgebiet. 

Chefärzte können Entscheidungen und Festlegungen der Klinikträger zu Arbeitszeitmodellen, Weiterbildungsmodellen und Arbeitsbedingungen zunehmend weniger beeinflussen. Hier sind unerwünschte Teilzeitmodelle, reduzierte Weiterbildungstage einerseits und fehlende Möglichkeiten der Kinderbetreuung, fehlende Mitarbeiterversorgung im Bereitschaftsdienst und an Wochenenden in großen Kliniken andererseits zu nennen. 

Ein Umdenken ist nicht nur in der Chirurgie und Medizin erforderlich. Die Diskussion über den zunehmenden Fachkräftemangel in allen Bereichen zeigt, wie vielschichtig die Problematik ist. Hierfür sind weitreichende Initiativen und Veränderungen erforderlich. Zwischen Leistungen von weiblichen und männlichen Chirurgen besteht ebenso wenig ein Unterschied wie zwischen verschiedenen Trägern oder Bundesländern. 

Nachwuchs in allen klinischen Fachgebieten aber insbesondere in der Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie (von 180 Studenten eines 4. Studienjahres will kein Student in eines der 4 Gebiete) werden wir nur gewinnen, wenn es uns gelingt, unsere Freude und unsere Lust am Fachgebiet auch zu zeigen. Voraus­setzung hierfür sind nicht nur die gute Arbeits­atmosphäre im Team, sondern auch die Gewährung eines entsprechenden, motivierenden Arbeitsumfelds. Hierfür tragen die Verwaltungsleiter und Fachgesellschaften genauso Verantwortung wie die ausbildenden Chef- und Oberärzte. 

Daher verstehe ich den Artikel als Auf­forderung an Klinikbetreiber, Verwaltungen, Fachgesellschaften und Chefärzte, das Arbeits­umfeld für den medizinischen Nachwuchs, aber auch für ihre langjäh­rigen Mitarbeiter so zu gestalten, dass ein gut ausgebildetes, hoch motiviertes Team aus Chirurginnen und Chirurgen eine optimale Patientenbetreuung gewährleistet. 

PD Dr. C. Stroh

SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH · Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie

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