Rofo 2012; 184(3): 202
DOI: 10.1055/s-0031-1274780
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Bronchialkarzinom-Screening – Wie nützlich sind konventionelle Thoraxaufnahmen?

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Publication Date:
17 February 2012 (online)

 

Die PLCO-Studie prüfte den Effekt jährlicher Thoraxkontrollen auf die Mortalität von Bronchialkarzinomen und bestätigte: Das Screening-Röntgen senkte die Sterblichkeit nicht.

JAMA 2011; 306: 1865–1873

Laut den Autoren konnten jährliche Röntgen-Thorax-Untersuchungen im Rahmen des Bronchialkarzinom-Screenings deren Mortalität nicht senken (Bild: Thieme Verlagsgruppe, Oliver Knieps).

Die PLCO-Studie (PLCO = Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian Cancer Screening Trial) wurde bereits 1993 begonnen. Die Analysen zum Bronchialkarzinom waren Teil der amerikanischen Untersuchung. Frühere Auswertungen hatten für das jährliche Thoraxröntgen in mindestens 3 aufeinanderfolgenden Jahren in Kombination mit der Sputumzytologie keine präventiven Effekte gezeigt. Dies wurde hauptsächlich auf den fehlenden Nutzen der Zytologie zurückgeführt und die Wertigkeit des Röntgens, insbesondere für die Frühdiagnostik, blieb in kontroverser Diskussion. Nach der jüngeren NLST-Studie (NLST = National Lung Screening Trial) hatten Patienten, die ein CT-Screening bekamen, ein 20-fach geringeres Lungenkrebsrisiko als diejenigen mit Standardröntgenkontrollen, wobei keine Vergleichsgruppe ohne Screening bestand. PLCO veröffentlichte nun die Ergebnisse zur Mortalität in der Röntgen-Thorax- und Kontrollgruppe. In einer Subanalyse wurden auch NLST-Patienten mit Röntgen-Screening erfasst.

154 901 Patienten im Alter von 55 bis 74 Jahren nahmen an PLCO teil. Die Geschlechtsverteilung war ausgeglichen. 42% hatten früher geraucht und 10% waren aktuell Raucher. 45% der Teilnehmer hatten nie geraucht. Die kumulative Inzidenz (10 000 Personenjahre) der Bronchialkarzinome betrug für 13 Jahre 20,1 in der Interventions- und 19,2 in der Kontrollgruppe (Relatives Risiko [RR] 1,05; 95%-konfidenzintervall [KI] 0,98–1,12). Die Wahrscheinlichkeit für ein Bronchialkarzinom war signifikant mit dem Nikotinkonsum vergesellschaftet, unterschied sich aber für die Gruppen nicht. In der Gruppe mit Röntgen-Screening wurden 61% der Tumoren im Rahmen des Screenings und 39% im Intervall entdeckt. Histologisch lagen 41% Adeno-, 20% Plattenepithel- und 14% kleinzellige Karzinome vor. In der Interventionsgruppe waren Adenokarzinome besonders häufig (56%) und kleinzellige Tumoren selten (7%). Die Stadienverteilung unterschied sich nur geringfügig. Ein Stadium I war mit dem Screening tendenziell häufiger, ein Stadium IV seltener (32 vs. 27% und 35 vs. 38%). Die kleinzelligen Bronchialkarzinome der Screening-Gruppe wurden öfter in einem frühen Stadium diagnostiziert (50% Stadium I und 17% Stadium IV). Die Mortalität unterschied sich zwischen den Gruppen nicht (RR 0,99; adjustiertes 95%-KI 0,87–1,22; p = 0,48). Der Raucherstatus zum Diagnosezeitpunkt beeinflusste die Sterbewahrscheinlichkeit nicht wesentlich. Die Subanalyse der NLST-Daten bestätigte die Resultate.

Fazit

Das jährliche Thoraxröntgen als Screening für Bronchialkarzinome reduzierte deren Mortalität nicht, so die Autoren.

Dr. Susanne Krome, Melle

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