Diabetes aktuell 2011; 9(2): 55
DOI: 10.1055/s-0031-1278411
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Chronic-Care-Management oder Arbeiten im und mit dem Diabetes-Team

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publication Date:
02 May 2011 (online)

Aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge werden die Älteren und Alten, d. h. die über 65-Jährigen, von 16,7 Millionen (2008) um rund ein Drittel (33 %) auf 22,3 Millionen Personen (2030) ansteigen [Statistisches Bundesamt (2010c) (Hrsg.): Demografischer Wandel in Deutschland – Auswirkungen auf Krankenhausbehandlungen und Pflegebedürftige, Heft 2, elektronische Publikation, Wiesbaden]. Damit wird der Anteil der chronisch Erkrankten, der Anteil der multimorbiden Patienten steigen und eine Herausforderung für die Zukunft darstellen.

Nach Schätzungen der International Diabetes Federation (IDF) sind derzeit in Deutschland 20 % der 20–79-Jährigen an Diabetes erkrankt, insgesamt 7,5 Millionen Menschen. Gerade der Diabetes mellitus als chronische Stoffwechselerkrankung bedarf einer evidenzbasierten und zwischen den Sektoren gut vernetzten Langzeitbetreuung. Nationale VersorgungsLeitlinien können Handlungsempfehlungen für eine evidenzbasierte Behandlung und eine bestmögliche Vernetzung aller an der Versorgung Beteiligten bieten. Welche Nationale VersorgungsLeitlinien zum Typ-2-Diabetes in Deutschland entwickelt werden, schildert Frau Dr. Beate Weikert vom ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin.

Die Integration aktueller Evidenz Praxis-Leitlinien (z. B. des Metabolisch-Vaskulären Syndroms) und die Umsetzung in praktikable sektorübergreifende Versorgungsstrukturen bietet hier eine immense Chance, diese Herausforderung zu meistern. Herr Dr. med. habil. Hans-Joachim Verlohren, der eine diabetologische Schwerpunktpraxis in Leipzig führt, schreibt in seinem Artikel über ein integriertes Chronic-Care-Management als Beispiel für eine Betreuung chronisch Erkrankter. Hierbei ist die Diabetologische Schwerpunktpraxis (DSP) ein wesentlicher Bestandteil dieses Systems. Er unterstreicht dabei, dass der Erfolg solcher integrierter Versorgungsprogramme sich an konkreten Outcomes messen lassen wird und muss und einen Übergang vom herkömmlichen Disease-Management einzelner chronischer Erkrankungen zu einem effizienteren diagnoseübergreifenden Chronic-Care-Management darstellt, in dem Hausärzte und Spezialisten eng zusammenarbeiten.

Frau Dr. Brigitte Osterbrink aus Rheine dokumentiert in ihrem Artikel den neuen und interessanten Masterstudiengang „Diabetes Care, M.Sc.“. Dieser wurde in einem Pilotprojekt der Akademie für Gesundheitsberufe am Mathias-Spital Rheine in Kooperation mit der Universität Roehampton, London/UK initiiert und konnte Diabetesberater DDG zu einem Masterstudiengang führen und 2010 mit der Qualifikation Diabeteswissenschaftler abschließen lassen. Ziel dieses Masterstudienganges ist es, neben einer weiterführenden Spezialisierung und einer Vertiefung der Fachkompetenz zur selbstständigen Durchführung von Forschungsprojekten im Themenfeld der Diabetesberatung zu führen. Dies ist ein völlig neuer Ansatz. Der Artikel zeigt darüber hinaus die Entwicklung des Tätigkeitsbereiches eines Diabetesteams für ein modernes Diabetesmanagement.

Wie wichtig die Diskussionen um Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen an nichtärztliches medizinisches Fachpersonal ist, zeigen die letzten Wochen und Monate, in denen die Berufsstände um eine akzeptable und annehmbare Lösung ringen.

Wir hoffen, Ihnen wieder einmal Diskussionsstoff zu bieten, welchen Sie in Ihren Behandlungsteams und in Ihren Settings besprechen können.

Viel Freude beim Lesen,

Ihre A. Bergmann und P. E. H. Schwarz

Prof. Dr. med. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. Peter Schwarz

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