Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P308
DOI: 10.1055/s-0031-1278586

Bilaterale Leydig-Zell-Hyperplasie der Ovarien – Ein Fallbericht

K Winkler 1, B Böttcher 1, T Czech 1, C Brezinka 1, A Widschwendter 2, H Maier 3, L Wildt 1
  • 1Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck
  • 2Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Innsbruck
  • 3Institut für Pathologie, Medizinische Universität Innsbruck

Einleitung: Die Zunahme von Androgenisierungserscheinungen in der Menopause kann Symptom eines androgenproduzierenden Ovarialtumors oder dessen Vorstufe, der Leydig-Zell-Hyperplasie, sein. Auch die meist benigne Leydig-Zell-Hyperplasie muss behandelt werden, um das durch eine chronische Hyperandrogenämie deutlich erhöhte Risiko für ein Endometrium- oder Mammakarzinom zu eliminieren.

Fallbericht: Eine 67-jährige Patientin, IG/IP, stellte sich aufgrund ausgeprägten Effluviums, massiven Hirsutismus und Klitorishypertrophie vor. Die Hormonbasisdiagnostik ergab: Gesamttestosteron 2,8µg/l, Androstendion 7,3µg/l, 17-beta Östradiol 85ng/l, Estron 309,5ng/l, DHEAS im Normbereich. Es bestand eine chronische Hepatitis C mit Leberzirrhose und portaler Hypertension, arterielle Hypertonie sowie diätetisch eingestellter Typ-2 Diabetes. In der Transvaginalsonografie zeigten sich beidseits vergrößerte, echodense, teils zystische Ovarien, die sich nach IOTA nicht klassifizieren ließen. Das Endometrium war für das Alter ungewöhnlich hoch aufgebaut. Ein Oberbauch-CT ergab unauffällige Nebennieren, ein Hypophysen – MRT zeigte eine 6mm große Raumforderung. Ein Cushing-Syndrom und ein late onset AGS wurden durch einen Dexamethason-Suppressionstest und einen ACTH-Test ausgeschlossen. Es wurde eine bilaterale Salpingoovariektomie laparoskopisch durchgeführt, kombiniert mit einer Hysteroskopie und fraktionierten Abrasio. Histologisch zeigte sich eine beidseitige Leydig-Zell-Hyperplasie der Ovarien sowie ein unauffälliger Befund des uterinen Abradates. Bereits ab dem ersten postoperativen Tag sanken die Testosteron- und Androstendionwerte. Die Patientin konnte am 3. postoperativen Tag in gutem Allgemeinzustand und mit einem normalen Gesamttestosteron von 0,36µg/ml entlassen werden.

Schlussfolgerung: Die bilaterale Leydig-Zell-Hyperplasie des Ovars ist ein histologisch benigner Befund. Nach Ovarektomie kommt es zu einem raschen Absinken der für die Virilisierung verantwortlichen Hormone. Die Möglichkeiten der bildgebenden Diagnostik sind bei androgenproduzierenden Ovarialtumoren limitiert: Differenzialdiagnostisch sind Sertoli-Leydig-Zell- und Granulosazelltumore des Ovars in Betracht zu ziehen. Extragenital gilt es, einen Nebennierenrindentumor sowie ein late onset AGS und in diesem Fall ein Cushing-Syndrom auszuschließen. Zur Diagnosesicherung ist eine histologische Untersuchung, die im Senium an den vollständig resezierten Ovarien erfolgen sollte, erforderlich.