Diabetes aktuell 2011; 9(2): 92-93
DOI: 10.1055/s-0031-1278661
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Akutes Koronarsyndrom – Thrombozytenaggregationshemmer startet mit Klasse-1-Empfehlung

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Publication Date:
02 May 2011 (online)

 

Trotz leitliniengerechtem Notfallmanagement sterbe noch immer etwa jeder zehnte Patient mit Akutem Koronarsyndrom (AKS) innerhalb der nächsten 12 Monate, zitierte Prof. Uwe Zeymer, Ludwigshafen, aktuelle Ergebnisse aus dem prospektiven ACOS-Register [1]. Dies führe wieder einmal vor Augen, dass die Betroffenen, auch wenn sie das akute Ereignis gut überstehen, Hochrisikopatienten bleiben.

Als ein therapeutischer Ansatz, die Prognose von AKS-Patienten langfristig zu verbessern, hat sich die orale Thrombozytenaggregationshemmung etabliert. Referenzsubstanz, an der sich alle Newcomer messen lassen müssen, ist Clopidogrel. Ein solcher Newcomer ist Ticagrelor (BriliqueTM) - Prototyp der neuen chemischen Substanzklasse der Cyclo-Pentyl-Triazolo-Pyrimidine (CPTP). Ticagrelor kann seit Januar 2011 - sofern keine spezifischen Kontraindikationen vorliegen in Kombination mit Azetylsalizylsäure - zur Prävention atherothrombotischer Ereig-nisse bei erwachsenen Patienten mit Akutem Koronarsyndrom/Myokardinfarkt verordnet werden. Es wird empfohlen, die Therapie über bis zu 12 Monate beizubehalten.

Grundlage für die Zulassung von Ticagrelor sind die Ergebnisse der PLATO-Studie (PLATelet Inhibition and Patient Outcomes) mit 18 624 Patienten [2]. Die Population deckte das gesamte Spektrum von AKS-Formen ab - Instabile Angina Pectoris, Myokardinfarkte ohne oder mit ST-Streckenhebung im EKG (NSTEMI und STEMI). Die Randomisierung erfolgte innerhalb von 24 Stunden nach dem Indexereignis zu Ticagrelor oder Clopidogrel.

Nach einem Jahr waren im Ticagrelor-Arm signifikant weniger Ereignisse des primären Endpunkts (Myokardinfarkt, kardiovaskulärer Tod oder Schlaganfall) aufgetreten als im Clopidogrel-Kollektiv (9,8 vs. 11,7 %; p = 0,0003), ohne dass dieser Vorteil mit einer erhöhten Inzidenz schwerer Blutungskomplikationen hatte erkauft werden müssen (11,6 vs. 11,2 %; p = 0,43). Die Überlegenheit von Ticagrelor hatte sich in PLATO früh gezeigt: Der Unterschied zu Clopidogrel war bereits nach 30 Tagen signifikant (4,8 vs. 5,4 %; p = 0,045) - mit zunehmendem Trend im weiteren Studienverlauf.

Ticagrelor ist nach Aussage von Prof. Hugo Katus, Heidelberg, der erste orale Thrombozytenaggregationshemmer, der in einer kontrollierten klinischen Studie bei AKS-Patienten die kardiovaskuläre Mortalität im Vergleich zu Clopidogrel signifikant senken konnte (4,0 vs. 5,1 %; p = 001). Ebenfalls signifikant niedriger war die Zahl der Myokardinfarkte (5,8 vs. 6,9 %; p = 0,005).

Der Wirkstoff ist aufgrund seiner Studiendaten bereits in die "Guidelines for Myocardial Revascularization" der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie und der European Society for Cardio-Thoracic Surgery aufgenommen worden und erhielt sowohl für Patienten mit STEMI als auch NSTEMI eine Klasse-I-Empfehlung mit dem Evidenzgrad B [3].

Foto: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf: Sudio Nordbahnhof

Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Quelle: Pressekonferenz "Akutes Koronarsyndrom: Neue Therapieoptionen" am 14. Dezember 2010 in Frankfurt. Veranstalter: AstraZeneca

Literatur

  • 1 Zeymer U, et al. Präsentation bei der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2010 - die Auswertung des ACOS-Registers (Acute Coronary Syndrome) basiert auf den Daten von 15927 Patienten in 155 deutschen Kliniken. 
  • 2 Wallentin L, et al. N Engl J Med. 2009;  361 1045-1057
  • 3 Wijns W, et al. European Heart Journal. 2010;  31 2501-2555
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