Zusammenfassung
Die Brandverletzung im Kindesalter ist nach Unfällen im Straßenverkehr und Ertrinkungsunfällen
die dritthäufigste Unfallursache im Kindesalter. 3000 Kinder müssen jährlich infolge
eines Verbrennungstraumas stationär behandelt werden. Betroffen sind vor allem Kleinkinder,
Jungen häufiger als Mädchen.
Die Verbrennung wird in ihrer Ausdehnung immer überschätzt und in ihrer Tiefe oft
unterschätzt. Die betroffene Körperoberfläche lässt sich beim Kind leicht durch die
„Handflächenregel“ abschätzen: die Hand des Patienten entspricht einem Prozent seiner
Körperoberfläche.
Brandwunden werden in 4 Grade eingeteilt: I° Rötung; II° a Rötung und Blasenbildung,
rötlicher Wundgrund; II° b zerrissene Blasen, weißlich-rötlicher Wundgrund; III° weißlicher
Wundgrund, trockene derbe Hautfetzen.
Kinder werden in der Notfallversorgung – im Gegensatz zu Erwachsenen – oft mit zu
wenig Therapie versorgt. Diese besteht aus Kühlen, Analgosedierung und der Infusionstherapie.
Die Kühlung der Wunde sollte nur in den ersten Minuten durchgeführt werden, da sonst
die Gefahr einer Hypothermie besteht.
Aus Angst vor Nebenwirkungen werden Kindern leider immer noch potente Analgetika vorenthalten.
Zu einer Analgosedierung in der Erstversorgung eignen sich besonders Ketamin in Kombination
mit Midazolam sowie sämtliche Opiate, wie zum Beispiel Morphin, Fentanyl oder Piritramid.
Zur Überwindung der Schockphase ist bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen mit Brandverletzungen
eine aggressivere Flüssigkeitstherapie notwendig. Die Flüssigkeitstherapie erfolgt
mit balancierten, isotonen Kristalloiden (Ringer-Acetat) und falls erforderlich auch
mit kolloidalen Lösungen (6 %-HES). Zur Abschätzung der initialen Flüssigkeitstherapie
in den ersten Stunden eignet sich die altersentsprechende Urinausscheidung.
Durch verzögerte Behandlung des Verbrennungsschocks kann es zu einer starken Beeinträchtigung
sämtlicher Schockorgane wie Lunge, Leber, Niere und Darm kommen.
Nach Aufnahme der Kinder müssen sämtliche Brandblasen abgetragen und mit antiseptischen
Lösungen/Salben zunächst abgedeckt werden. Nach Stabilisierung der Vitalfunktionen
und Abschätzung der Verbrennungstiefe erfolgt die plastisch-chirurgische Therapie
durch Hauttransplantationen.
Wichtiger Therapiebaustein ist die frühe Einbeziehung der Eltern in die Pflege, Physio-
und Ergotherapie ihres Kindes sowie die psychologische Betreuung der Eltern und Kinder.
Die Behandlung brandverletzter Kinder ist aufwendig, kostenintensiv und sehr belastend
für die Patienten. Durch gezielte Unfallverhütungsprogramme, wie zum Beispiel von
der Initiative für brandverletzte Kinder e. V. „Paulinchen“ (www.paulinchen.de), könnte
die Zahl brandverletzter Kinderr deutlich reduziert werden.